Mittwoch, 11. Juli 2012

Lost & Found in Nha Trang...

LOST

Gestern morgen, nachdem ich die beste schwangere Ehefrau von allen, am Arbeitsplatz abgeliefert hatte (bring money home my dear), war meine Laune ziemlich gut, so gut, dass ich spontan beschloss unserer Honda das monatliche Schaumbad zu gönnen und fuhr zur Waschanlage meines Vertrauens.
 
Morgens um halb acht war dort noch nichts los, zwei knackige und supercoole oben ohne Waschanlagen-Fachangestellte im Teenageralter, nahmen sich meines Rollers an, der eine präsentierte einen eintätowierten feuerspeienden Drachen über seinem Sixpack, der andere, mit qualmender Zigarette im Alleng Delong Mundwinkel, nur die obere Hälfte seiner in China kopierten Calvin Klein Unterhose.

Zuerst wird das Zweirad aus der Spritzdüse mit reinem Wasser abgeduscht, danach aufgebockt und per Hand eingeschäumt, in der Ecke plärrt ein Fernseher und man schaut dem Schauspiel zu und ist froh, dass man diesen Job nicht selber machen muss. Dann wird das Moped wieder abgewaschen, mit Druckluft getrocknet, Politur aufgetragen und mittels "Four Hand" Massage poliert was die muskulösen Oberarme hergeben. Leider streikt danach meistens die Hupe für ein paar Kilometer.

Nach 20 Minuten ist die Arbeit getan, ich nehme 20.000 Dong aus meinem Portemonnaie  (14.000 plus Trinkgeld, das ist nicht mal ein Euro), zahle und fahre von dannen. Mein Portemonnaie lasse ich grosszügigerweise neben dem Sitz, auf dem ich gewartet habe, liegen.

Ich fahre am Meer entlang, wie ich es gerne tue, vielleicht eine halbe Stunde lang, kreuz und quer durch die Stadt, geniesse den Morgen samt frischer Brise und bin weiterhin so lange gut gelaunt, bis ich am Paramount Café ankomme, wo ich einen Latte trinken will und feststellen muss, dass mein Portemonnaie nicht da ist wo es zu sein hat, nämlich in der rechten hinteren Hosentasche.

Mist. In der Waschanlage vergessen, das weiss ich sofort. Die paar verlorene Geldscheine tun mir nicht weh, aber die Fahrzeugpapiere, der vietnamesische Führerschein, mein Personalausweis, die Visakarte sind schon schwieriger zu ersetzen.

Ich schwinge mich wieder auf den Roller und fahre betont langsam zum Tatort zurück, betont langsam deswegen  weil es auch in Vietnam keine gute Idee ist von den Freunden in Khaki ohne Fahrzeugpapiere, Ausweis und vor allem ohne Geld angehalten zu werden.

Mindestens Geld sollte man dabei haben, sonst ist nämlich der Roller gleich an Ort und Stelle für einen Monat eingezogen. Und glaubt mir liebe Freunde, nach einem Monat Aufenthalt in einem vietnamesischem Hinterhof erkennt man den liebgewordenen Gefährten kaum wieder.

Also betont langsam fahren, bloss nicht schneller als die erlaubten vierzig und mit eingefrorenem Lächeln auf schmalen Lippen an der Bullerei vorbei, (sie stehen immer an der selben Stelle am alten Flughafen), aber dann mit quietschenden Reifen zur Waschanlage in welcher ich schon freudig begrüsst werde.
Lautes Gelächter, man spricht zwar kein englisch, versteht aber sofort was der dumme Ong Tay wohl  vermissen mag

Jemand hält mir sogar sein eigenes Portemonnaie vor die Nase um mir zu verstehen zu geben, dass man weiss was Sache ist. Naiv wie ich bin, bin ich erleichtert und erwarte nun mein Portemonnaie zurück und bin bereit den Inhalt, immerhin 700.000 Dong  als Spende zu hinterlassen.

Hauptsache meine Papiere sind wieder da. Dann kommt der Cheffe, er spricht ein bisschen englisch und fragt what the matter sei. Nun, the matter sei, dass ich mein Geldbeutel vergessen hätte, das Geld könne man gerne behalten, aber die Papiere nicht.
"No", meint der Cheffe, ein Geldbeutel hätte man nicht gefunden, das würde er wohl wissen, und seine Arbeiter seien ehrliche Leute. Er könne sich auch an mich erinnern, als ich weg fuhr hätte er das Portemonnaie in meiner Hosentasche gesehen!

So, jetzt weiss ich, dass er ein Halunke ist und starte einen letzten Versuch. Wenn jemand mein Portemonnaie findet, kann er das Geld behalten, nur die Papiere bitte des Nachts in meinen Briefkasten werfen. In ihrer Mittagspause hängt die beste schwangere Ehefrau von allen eine Verlustanzeige in der Waschanlage auf, auf vietnamesisch mit ihrer Telefonnummer.

Found

Abends um fast Zehn, man kam wohl zum Schluss, dass man uns lange genug hat schmoren lassen, kam der Anruf. Ein Mann erzählte eine abenteuerliche Story, von einem armen Freund, der weit weit weg als Tagelöhner (jede Wette dass er Motorisches wäscht) sein Dasein fristen würde und dieser Freund hätte unser Portemonnaie gefunden, nein Geld sei nicht mehr drin gewesen, aber die Papiere seien noch da. Ob man interessiert sei? Ja, das wären wir, obwohl, so pokert die beste schwangere Ehefrau von allen, die Papiere seien ja nicht so schwer zu ersetzen, aber eine kleine Belohnung sei für den ehrlichen Finder durchaus im Bereich des möglichen.

Morgen früh um acht könne man sich treffen, sagt der Mann, irgendwo in einem Café, er würde sich melden.
Heute morgen ging die beste schwangere Ehefrau von allem dann nicht arbeiten, wir warteten ab. Das Handy von dem gestern der Anruf kam, war abgeschaltet. Spielt er Spiele, sollen wir gar gekocht werden, damit der Preis steigt? Als sich um neun niemand meldet fährt meine beste schwangere Ehefrau von allen zur Arbeit. Ich bleib zu Hause, hab ja keinen gültigen Führerschein (Auch wenn der Ausländer einen nationalen oder internationalen Führerschein sein eigen nennen darf, er wird in Vietnam NICHT anerkannt, man muss eine vietnamesische Fahrerlaubnis haben).
Um zehn ruft sie mich an, er habe sich gemeldet. Er will 2 Millionen Dong haben, aber sie müsste alleine hingehen, es dürfe niemand mitkommen und sie müsse schon in 5 Minuten in einem bestimmten Cafe sein. Ich lehne ab. Kommt nicht in Frage, dass sie alleine da hin geht. Meiner Meinung nach ist da schon der Tatbestand der Erpressung erfüllt und ich votiere dafür die Polizei einzuschalten, die würden schon mit dem Gesellen fertig werden.
Das wiederum lehnt die beste schwangere Ehefrau von allen ab, denn, die Polizei müsse ja auch .....werden. Das könnte unter Umständen viel  ..... werden (...).

Wir einigen uns darauf zu bluffen. Sie ruft wieder den Typen an und richtet in meinem Namen aus, dass wir nicht mehr als 500.000 Dong zahlen würden, da man die Visa Karte ja gratis und die Fahrzeugpapiere gegen einen geringe Gebühr ersetzt haben könnte.
Nach einer halben Stunde imaginärer Rücksprache mit dem virtuellen Tagelöhner, wird ein Treffpunkt ausgemacht aber ich darf nicht mit hin. Endlich dann um elf ist meine beste schwangere Ehefrau von allen wieder wohlbehalten zu Hause und übergibt mir stolz meine Papiere. Das Portemonnaie wollte man nicht herausrücken, das wäre ein Souvenir! Vier  Männer und eine Frau hätten auf  sie gewartet, die Atmosphäre wäre freundschaftlich geschäftlich aber angespannt gewesen, man hatte wohl Angst vor der Bullerei.

Schlussendlich zahlte ich eine Million Dong (40 Euro) plus die siebenhundert tausend im Portemonnaie als Lehrgeld.

Erkenntnis des Tages

In Vietnam gibts  kein Fundbüro, man kriegt nix geschenkt und ich bin sehr stolz auf meine beste schwangere Ehefrau von allen.

Dienstag, 3. Juli 2012

vor der Haustür, heute morgen um fast sechs...


Obwohl ich zu dieser frühmorgendlichen Zeit ungern tagesaktiv werde, um es mal vornehm auszudrücken, schaffte ich es heute doch tatsächlich nach Erfüllung meiner nächtlichen ehelichen Pflicht, endlich mal, und dies kurz vor sechs zum Strand vor unserer Haustür.
Halb Nha Trang bewegt sich im Morgengrauen zum morgendlichen Stelldichein auf die Esplanade und ans Meer. Es wird Badminton, Volleyball und Fussball gespielt, man sieht Gruppen und Grüppchen alter und junger Leutchen beim Tai-Chi zu oder beim gemeinsamen Auf und Abhüpfen in den Meereswellen. Es wird viel gelacht und getratscht und ab und zu hört man ein freundliches "Hello Ong Tay" (Hallo westlicher Ausländer). Um diese Zeit ist die Welt noch in Ordnung und ich habe mir vorgenommen bei einer Tai-Chi Gruppe mitzumachen. Aber ich bin zu spät dran. Leider ist um Sechs schon wieder alles wie leer gefegt. Die böse böse Sonne, die die edle weisse Haut so unverschämt schnell zu bräunen weiss hat die Vietnamesen zurück in die Häuser vertrieben. Nichts schlimmeres für den Asiaten als gebräunte Haut, die Mitmenschen könnten ja denken man müsste zum bestreiten des Lebensunterhalts auf dem Reisfeld ackern.
Ab neun Uhr kommen dann die Touris und legen sich eingeölt fast nackt in den heissen Sand bis sie schön gar und rot sind. Sonst könnten die Mitmenschen zu Hause ja denken, man könne sich keinen Urlaub leisten.
Nha Trang, wie lieb ich Dir...


Sonntag, 25. März 2012

90 Days of Faith...

vor genau 90 Tagen, an Weihnachten, haben wir uns kennen gelernt


seit Silvester sind wir ein Paar




am vietnamesischen Neujahrsfest (Tet) ins gemeinsame Haus gezogen



und am Valentinstag unser Kind gezeugt

bezüglich der Hochzeit mit dem Pastor geredet. Samstag, der 19. Mai würde passen. Thats´s "Uncle Ho´s" Birthday !

an seinem Geburtstag darf man nicht vergessen das Haus zu beflaggen


gestern mit Binh beim Ultraschall gewesen

der voraussichtliche Geburtstermin wird am 11.11 sein

geboren 2012 im "Year of the Dragon"

Freitag, 23. März 2012

Super 8

Jahrzehntelang lagen sie unbeachtet in einem Schuhkarton, diese Super 8 Filmrollen, jeweils drei Minuten kurz und ohne Ton.
Ja, so filmte man Ende der 70er, Anfang der 80er des letzten Jahrhunderts.

Irgendwann wurden sie auf VHS, letztes Jahr auf DVD kopiert. Das Notebook wird für geballte drei Stunden zur Zeitmaschine. Vierzig Jahre zurück gerast zur Kindheit, zur Familie und zum eigenen Ich, als das Leben noch unendlich und die Zukunft verheißungsvoll war.
Pilot will ich werden oder Elektriker und heiraten werde ich eine attraktive, intelligente Frau. Sonntags backt sie mir Rhabarber Kuchen.

Die beste Freundin von allen ist neugierig, möchte mehr erfahren über das Leben auf diesem fremden Kontinent, welcher Europa heißt, dessen Bewohner mit Messer und Gabel essen, wo alle schrecklich reich und übermäßig glücklich sind.

Und so liegen wir nebeneinander, die Aircon kühlt die 30 Grad, und wir starren auf 12 Zoll umrahmte Vergangenheit und schauen meiner Familie zu, wie sie im letzten Jahrhundert durch herbstliche Landschaft wandelt.
Jung sieht er aus, der Großvater, der lächelt und an einer Zigarette zieht. Man erkennt ihn durch und durch, es zieht sich in einem zusammen, man hat ihn geliebt.
Dann kommt man selbst ins Bild, ein kleines und scheu wirkendes Kind, ein strenger Scheitel trennt mein dunkelblondes Haar.

"Is that really you?", fragt Binh und wird ganz aufgeregt.
"I think so", antworte ich, denn ich erkenne mich nicht und fühle nichts. Bin mir mit den Jahren wohl fremd geworden und so starre ich weiter und versuche Zugang zu diesem Knirps zu finden, der ich sein soll.

Komprimierte Momente der Kindheit ziehen vorbei, das Elternhaus wird gebaut, die Mutter bügelt im Garten, sie ist jung und schön. Hundewelpen, Reiterhof und Arosa im Schnee.

Und endlich dann, passiert es doch, das mit dem Wiedererkennen.
Der Stiefvater hat mich mitgenommen, nach Afrika. Viel zu jung, kaum Zwölf war ich, in dieses Negerdorf geschleppt, unweit von Ouagadougou in Obervolta, welches nun Burkina Faso heisst.

Warme Cola getrunken, umringt von nackten Negerkindern mit Hungerbäuchen, angstvoll im nicht-hier-sein-wollen und unsere Blicke, 40 Jahre à part, begegnen und verstehen sich. Einig geworden mit dem vergangenen Ich, welches hilflos in die Kamera blickt.

Durch den Tränenschleier hindurch erkennt man, das Leben ist endlich geworden und die Zukunft nicht mehr verheißungsvoll. Die Haare sind weg, der Scheitel auch, nicht Pilot geworden, nicht Elektriker.
.
Durchs Leben gemogelt, allein. Und sonntags gibt es, verdammt noch mal, nicht mal Rhabarber Kuchen.

Mittwoch, 21. März 2012

Annual Blog Statistic 21.03.2011-21.03.2012

 

 

Kenia
 7.695
Deutschland
 7.478
Luxemburg
 2.753
Uganda
 978
Kambodscha
 922
Italien
 517
Schweiz
 462
Tansania
 446
Vereinigte Staaten
 415
Österreich
 369
 
29.06.2011, 2 Kommentare
  3.219 Seitenaufrufe
06.05.2011, 3 Kommentare
  272 Seitenaufrufe
02.04.2011, 1 Kommentar
  187 Seitenaufrufe
21.05.2011, 1 Kommentar 
 171 Seitenaufrufe
05.06.2011 
103 Seitenaufrufe

Sonntag, 4. März 2012

My House, my (future) wife, my beach...

Friedrich Stowasser, besser bekannt als Friedensreich Hundertwasser, sagte einmal: Rechte Winkel und gerade Linien sind Werkzeuge des Teufels. Der Anblick unseres Hauses hätte ihn wohl erfreut.

Es ist ein grosses, zweigeschossiges Gebäude, am Anfang einer ruhigen aber breiten Gasse gelegen, auf einem dreieckigen Grundstück clever und originell mit vielen Ecken und Kanten erbaut. Rechte Winkel sucht man fast vergebens.

Es ist das grösste Haus in dem ich je alleine bzw. zu zweit gewohnt habe, das angenehmste sowieso.

Allerdings muss man Kitsch mögen oder Kitsch resistent sein, wenn man hier wohnen will, denn dies ist wohl typisch für die gehobene vietnamesische Mittelschicht.

Die Wände sind rosa getüncht, der Boden im Erdgeschoss hellblau, im ersten Stock dunkelgrün gefliest, der riesige dimmbare Kronleuchter im Wohnzimmer ist in hellblau gehalten, wie auch die Gardinen vor den Fenstern. Aber es ist vor allem dieses riesige ovale Loch welches man über die gesamte Raumhöhe in eine der Wohnzimmerwände zu Verzierung und Ergötzung geschlagen hat um danach dessen Umrandungen in grellem minz-grün an zu malen welches einen beim ersten Anblick gequält zusammen zucken lässt und man sich unwillkürlich fragt warum Menschen, welche Hunderttausend Dollar in ein Hausbau investieren sich so was schreckliches antun mögen.


Ich habe eine Woche gebraucht um die Antwort herauszufinden: Es ist ein Aquarium. Jesus Christ. Der gemalten Hintergrund, auf welchem Wasserfälle, Reiher und Bäume zur Zeiten der Kirschblüte in grellem Weiss, grün und rosa erstrahlen hätte ein Hinweis sein können. Der Wasserhahn und der Abfluss in Bodennähe ebenso. Der bange Anruf beim Vermieter brachte dann schreckliche Gewissheit. Wir müssen wohl Fische kaufen gehen, vielleicht auch kleine Schildkröten. Vielleicht eine gute Gelegenheit Kindheitstraumata zu verarbeiten. Kein Goldfisch meiner Kinderzeit, alljährlich auf der Kirmes oder der "Schueberfouer" gekauft oder gewonnen, haben länger als eine Woche überlebt. Die weissen Zwergkaninchen (die alle Schnupperchen hiessen) übrigens auch nicht (meistens wars der Hund).


Zugeständnisse an den westlichen Lebensstil findet man auch vor, der Fernseher an der Wand neben Aquarium und dezenten Plastikblumen installiert, ist ein Flachbild, in der fünfeckigen Küche gibt es eine Waschmaschine sowie ein riesiger Kühlschrank. Gekocht wird mit Gas. Gesurft mit ADSL.
Unser Haus hat zwei  Badezimmer, eins im EG und eins im ersten Stock wo sich zwei Schlafzimmer befinden. In einem kleinen siebeneckigen Zimmer hängt zum Schutz des Hauses und zur Huldigung Buddhas ein Haus-Tempelchen an der Wand mitsamt Räucherstäbchen  und kleinen Gläschen damit die Hausgeister immer was zu saufen haben und einem wohlgesonnen bleiben. Ich zeige mich da durchaus grosszügig, allerdings gibts nur alkoholfreies Trinkwasser. Nicht dass die Hausgeister das Kotzen kriegen wenn sie des nachts unterwegs sind...

Nach vorne hinaus, zur Gasse hin gibt es drei kleine Balkone, auf einem steht eine vietnamesische Fahne (roter Hintergrund mit gelben Stern) bereit, der Vermieter hat uns auf eindringlichste nahegelegt an den Feiertagen (der nächste ist wohl Ho Chi Minh´s Geburtstag) die Fahne wehen zu lassen. Unterlassungen könnten eine Geldstrafe nach sich ziehen, meinte er. Ich werde versuchen daran zu denken.
Nach hinten raus gibt es noch eine riesige, uneinsehbare und als Schutz vor Einbrechern voll vergitterte Terrasse, ideal zum Grillen und zum rumlümmeln. Auch die Lage ist toll, wenn man aus der Gasse heraustritt, braucht man nur noch über die Strandstrasse, die "Tran Phu" und man ist am Meer. Wir wohnen am südlichen Ende der Bucht, zur Stadtmitte sind es 25 Minuten zu Fuss am Meer entlang,

Jetzt um Mitternacht ist es noch heiss im Haus und ich kann nicht einschlafen. Ich möchte die Aircon nicht einschalten, denn letzte Nacht habe ich Lehrgeld bezahlt, es ist wirklich keine gute Idee bei 30 Grad Zimmertemperatur, über Nacht 18 Grad kalte Luft über den überhitzen nackten Body rieseln zu lassen.

Binh, ab sofort "beste Freundin von allen", genannt, schläft den Schlaf den sie dringend braucht, denn um viertel nach sechs muss sie aufstehen und arbeiten gehen. Ab und zu grunzt sie und ihre Hand sucht nach mir, findet meist meinen fetten Bauch, der ist am einfachsten zu finden und steckt zur längeren Verweilung einen ihrer Fingerkuppen in meinen Nabel, grunzt wieder, dieses mal zufrieden, und träumt weiter.
Ich werde morgen früh fünf Minuten nach Ihr aufstehen, denn ich warte noch den Weckruf des Strassenverkäufers ab.
Ziemlich genau um zwanzig nach sechs ertönen seine ersten Banh Mi-Bhan Mi (Brot-Brot) Rufe. Es ist ein freundlicher und zahnloser alter Mann der auf einem rostigen Fahrrad bei jedem Wind und Wetter einen riesigen Brotkorb mit frischen Baguettes durch die Strassen und Gassen Nha Trang´s jongliert.

Da die beste Freundin von allen nun im Bad ist, ist es meine Aufgabe an das Brot zu kommen.
Dies tue ich, wie ich finde, auf eine sehr elegante Weise. Nach den ersten Weckrufen habe ich noch ein bisschen Zeit um T-shirt und Unterhose anzuziehen, denn der Brotverkäufer fährt noch einmal um den Block. Neben unserem Bett steht das rote Eimerchen bereit, nein, das ist kein Pisspott, sondern dazu da schnellstmöglich und stressfrei Frühstück zu kriegen ohne runter ins Erdgeschoss laufen zu müssen, drei Schlösser auf zu sperren und hinaus in die Öffentlichkeit treten zu müssen.
Ich lasse das rote Eimerchen, mitsamt seinen 10.500 Dong Inhalt (ungefähr 38 eurocent) welches an einem grünen Band am Schlafzimmer Balkon festgezurrt ist, hinab, der Banh-Mi Verkäufer nimmt sein Geld und packt drei ofenfrische Baguettes hinein und schwupps di wupps riecht es plötzlich verdammt gut im Schlafzimmer. Da fällt das Aufstehen leicht, runter in die riesige Küche, Spiegeleier gibts meistens, dazu noch eine Tomate und eine kleine Gurke in Scheiben geschnitten und ein paar Karotten in den Juicer. Das ist das Frühstück wie ich es mag. Meiner beste Freundin von allem schmeckt das leider nicht. Während ich in mein Baguette, bestrichen mit Streichkäse (La vache qui rit) oder Marmelade (Bon Maman) beisse und Nescafe trinke, schlürft sie ungerührt ihre Suppe, befördert mit den Stäbchen elegant Fischbällchen in ihren Mund und auch ich versuche ungerührt zu gucken und den Fischgeruch zu ignorieren. Das muss wohl Liebe sein. Nach Monaten schwerer Krankheit, Depressionen und Einsamkeit, scheint es wieder aufwärts zu gehen. Im nächsten Posting werde ich über die beste Freundin von allen schreiben, dieses wundervolle und ungewöhnliche Geschöpf, 35 Jahre alt ist sie, 1m 50 klein und keine 40 kg schwer, welches es geschafft hat mein Leben positiv zu verändern. Wir sind ein ungewöhliches Paar, ohne Zweifel, oder wie sagte der junge Backpacker zu seiner Freundin als sie am Strand an uns vorbeigingen: " What a funny couple!"