LOST
Gestern morgen, nachdem ich die beste schwangere Ehefrau von allen, am Arbeitsplatz abgeliefert hatte (bring money home my dear), war meine Laune ziemlich gut, so gut, dass ich spontan beschloss unserer Honda das monatliche Schaumbad zu gönnen und fuhr zur Waschanlage meines Vertrauens.
Morgens um halb acht war dort noch nichts los, zwei knackige und supercoole oben ohne Waschanlagen-Fachangestellte im Teenageralter, nahmen sich meines Rollers an, der eine präsentierte einen eintätowierten feuerspeienden Drachen über seinem Sixpack, der andere, mit qualmender Zigarette im Alleng Delong Mundwinkel, nur die obere Hälfte seiner in China kopierten Calvin Klein Unterhose.
Zuerst wird das Zweirad aus der Spritzdüse mit reinem Wasser abgeduscht, danach aufgebockt und per Hand eingeschäumt, in der Ecke plärrt ein Fernseher und man schaut dem Schauspiel zu und ist froh, dass man diesen Job nicht selber machen muss. Dann wird das Moped wieder abgewaschen, mit Druckluft getrocknet, Politur aufgetragen und mittels "Four Hand" Massage poliert was die muskulösen Oberarme hergeben. Leider streikt danach meistens die Hupe für ein paar Kilometer.
Nach 20 Minuten ist die Arbeit getan, ich nehme 20.000 Dong aus meinem Portemonnaie (14.000 plus Trinkgeld, das ist nicht mal ein Euro), zahle und fahre von dannen. Mein Portemonnaie lasse ich grosszügigerweise neben dem Sitz, auf dem ich gewartet habe, liegen.
Ich fahre am Meer entlang, wie ich es gerne tue, vielleicht eine halbe Stunde lang, kreuz und quer durch die Stadt, geniesse den Morgen samt frischer Brise und bin weiterhin so lange gut gelaunt, bis ich am Paramount Café ankomme, wo ich einen Latte trinken will und feststellen muss, dass mein Portemonnaie nicht da ist wo es zu sein hat, nämlich in der rechten hinteren Hosentasche.
Mist. In der Waschanlage vergessen, das weiss ich sofort. Die paar verlorene Geldscheine tun mir nicht weh, aber die Fahrzeugpapiere, der vietnamesische Führerschein, mein Personalausweis, die Visakarte sind schon schwieriger zu ersetzen.
Ich schwinge mich wieder auf den Roller und fahre betont langsam zum Tatort zurück, betont langsam deswegen weil es auch in Vietnam keine gute Idee ist von den Freunden in Khaki ohne Fahrzeugpapiere, Ausweis und vor allem ohne Geld angehalten zu werden.
Mindestens Geld sollte man dabei haben, sonst ist nämlich der Roller gleich an Ort und Stelle für einen Monat eingezogen. Und glaubt mir liebe Freunde, nach einem Monat Aufenthalt in einem vietnamesischem Hinterhof erkennt man den liebgewordenen Gefährten kaum wieder.
Also betont langsam fahren, bloss nicht schneller als die erlaubten vierzig und mit eingefrorenem Lächeln auf schmalen Lippen an der Bullerei vorbei, (sie stehen immer an der selben Stelle am alten Flughafen), aber dann mit quietschenden Reifen zur Waschanlage in welcher ich schon freudig begrüsst werde.
Lautes Gelächter, man spricht zwar kein englisch, versteht aber sofort was der dumme Ong Tay wohl vermissen mag
Jemand hält mir sogar sein eigenes Portemonnaie vor die Nase um mir zu verstehen zu geben, dass man weiss was Sache ist. Naiv wie ich bin, bin ich erleichtert und erwarte nun mein Portemonnaie zurück und bin bereit den Inhalt, immerhin 700.000 Dong als Spende zu hinterlassen.
Hauptsache meine Papiere sind wieder da. Dann kommt der Cheffe, er spricht ein bisschen englisch und fragt what the matter sei. Nun, the matter sei, dass ich mein Geldbeutel vergessen hätte, das Geld könne man gerne behalten, aber die Papiere nicht.
"No", meint der Cheffe, ein Geldbeutel hätte man nicht gefunden, das würde er wohl wissen, und seine Arbeiter seien ehrliche Leute. Er könne sich auch an mich erinnern, als ich weg fuhr hätte er das Portemonnaie in meiner Hosentasche gesehen!
So, jetzt weiss ich, dass er ein Halunke ist und starte einen letzten Versuch. Wenn jemand mein Portemonnaie findet, kann er das Geld behalten, nur die Papiere bitte des Nachts in meinen Briefkasten werfen. In ihrer Mittagspause hängt die beste schwangere Ehefrau von allen eine Verlustanzeige in der Waschanlage auf, auf vietnamesisch mit ihrer Telefonnummer.
Found
Abends um fast Zehn, man kam wohl zum Schluss, dass man uns lange genug hat schmoren lassen, kam der Anruf. Ein Mann erzählte eine abenteuerliche Story, von einem armen Freund, der weit weit weg als Tagelöhner (jede Wette dass er Motorisches wäscht) sein Dasein fristen würde und dieser Freund hätte unser Portemonnaie gefunden, nein Geld sei nicht mehr drin gewesen, aber die Papiere seien noch da. Ob man interessiert sei? Ja, das wären wir, obwohl, so pokert die beste schwangere Ehefrau von allen, die Papiere seien ja nicht so schwer zu ersetzen, aber eine kleine Belohnung sei für den ehrlichen Finder durchaus im Bereich des möglichen.
Morgen früh um acht könne man sich treffen, sagt der Mann, irgendwo in einem Café, er würde sich melden.
Heute morgen ging die beste schwangere Ehefrau von allem dann nicht arbeiten, wir warteten ab. Das Handy von dem gestern der Anruf kam, war abgeschaltet. Spielt er Spiele, sollen wir gar gekocht werden, damit der Preis steigt? Als sich um neun niemand meldet fährt meine beste schwangere Ehefrau von allen zur Arbeit. Ich bleib zu Hause, hab ja keinen gültigen Führerschein (Auch wenn der Ausländer einen nationalen oder internationalen Führerschein sein eigen nennen darf, er wird in Vietnam NICHT anerkannt, man muss eine vietnamesische Fahrerlaubnis haben).
Um zehn ruft sie mich an, er habe sich gemeldet. Er will 2 Millionen Dong haben, aber sie müsste alleine hingehen, es dürfe niemand mitkommen und sie müsse schon in 5 Minuten in einem bestimmten Cafe sein. Ich lehne ab. Kommt nicht in Frage, dass sie alleine da hin geht. Meiner Meinung nach ist da schon der Tatbestand der Erpressung erfüllt und ich votiere dafür die Polizei einzuschalten, die würden schon mit dem Gesellen fertig werden.
Das wiederum lehnt die beste schwangere Ehefrau von allen ab, denn, die Polizei müsse ja auch .....werden. Das könnte unter Umständen viel ..... werden (...).
Wir einigen uns darauf zu bluffen. Sie ruft wieder den Typen an und richtet in meinem Namen aus, dass wir nicht mehr als 500.000 Dong zahlen würden, da man die Visa Karte ja gratis und die Fahrzeugpapiere gegen einen geringe Gebühr ersetzt haben könnte.
Nach einer halben Stunde imaginärer Rücksprache mit dem virtuellen Tagelöhner, wird ein Treffpunkt ausgemacht aber ich darf nicht mit hin. Endlich dann um elf ist meine beste schwangere Ehefrau von allen wieder wohlbehalten zu Hause und übergibt mir stolz meine Papiere. Das Portemonnaie wollte man nicht herausrücken, das wäre ein Souvenir! Vier Männer und eine Frau hätten auf sie gewartet, die Atmosphäre wäre freundschaftlich geschäftlich aber angespannt gewesen, man hatte wohl Angst vor der Bullerei.
Schlussendlich zahlte ich eine Million Dong (40 Euro) plus die siebenhundert tausend im Portemonnaie als Lehrgeld.
Erkenntnis des Tages
In Vietnam gibts kein Fundbüro, man kriegt nix geschenkt und ich bin sehr stolz auf meine beste schwangere Ehefrau von allen.
Mittwoch, 11. Juli 2012
Dienstag, 3. Juli 2012
vor der Haustür, heute morgen um fast sechs...
Halb Nha Trang bewegt sich im Morgengrauen zum morgendlichen Stelldichein auf die Esplanade und ans Meer. Es wird Badminton, Volleyball und Fussball gespielt, man sieht Gruppen und Grüppchen alter und junger Leutchen beim Tai-Chi zu oder beim gemeinsamen Auf und Abhüpfen in den Meereswellen. Es wird viel gelacht und getratscht und ab und zu hört man ein freundliches "Hello Ong Tay" (Hallo westlicher Ausländer). Um diese Zeit ist die Welt noch in Ordnung und ich habe mir vorgenommen bei einer Tai-Chi Gruppe mitzumachen. Aber ich bin zu spät dran. Leider ist um Sechs schon wieder alles wie leer gefegt. Die böse böse Sonne, die die edle weisse Haut so unverschämt schnell zu bräunen weiss hat die Vietnamesen zurück in die Häuser vertrieben. Nichts schlimmeres für den Asiaten als gebräunte Haut, die Mitmenschen könnten ja denken man müsste zum bestreiten des Lebensunterhalts auf dem Reisfeld ackern.
Ab neun Uhr kommen dann die Touris und legen sich eingeölt fast nackt in den heissen Sand bis sie schön gar und rot sind. Sonst könnten die Mitmenschen zu Hause ja denken, man könne sich keinen Urlaub leisten.
Nha Trang, wie lieb ich Dir...
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