Freitag, 6. Mai 2011

Einsamkeit, Zweisamkeit

Abends mache ich mich fein, ziehe meine lange Leinenhose und ein weisses Hemd an und um die Besonderheit dieses Samstagabends zu betonen, Socken und Schuhe.
Das erste Mal seit ich in Kenia bin, dass ich nicht in meinen indischen Trekkingsandalen herumlaufe.

Ich gehe ins "La Veranda", ein wunderschönes, elegantes Restaurant in Nyali, welches von einem italienischen Paar geleitet wird, in welchem die Gäste bei Kerzenlicht um einem gepflegtem Garten herum dinieren, zwischen Palmen und Mango Bäumen sitzend und wenn man nach oben schaut, ist der klare Sternenhimmel so beeindruckend nah, dass man am liebsten eine Leiter anlehnen und heraufsteigen würde um es sich in der afrikanischen Mondsichel bequem zu machen, die wie ein 70er Jahre Retro Sessel nur ein paar Armlängen über einem schaukelt.

Um diesen Abend perfekt werden zu lassen, bräuchte man nur noch einen geliebten Menschen mit am Tisch, am besten jemandem der einem ganz allein gehört, denn welcher Mensch möchte diese schmerzhafte Romantik schon alleine ertragen wollen.

Wenn dann noch feines Essen dazu käme und ein guter Wein, wäre es mit Wohlwollen der Götter sogar möglich, dass es einer dieser magischen Abende werden könnte, die auch noch Jahrzehnte später im Rückblick als "unvergessen", "einmalig" oder "unvergänglich" beschrieben werden, da diese im Leben so äusserst selten sind.

Aber ich bin alleine hier, an einem Tisch der neben einer Säule steht, hinter derer die Kellner ihre Brotkörbe und Teller abholen, die andern Gäste, vorwiegend ältere weisse Pärchen beobachtend, die sich im Schein der Kerzen angeregt unterhalten, sich gegenseitig den Wein einschenken oder den Brotkorb reichen.
Nicht weit von mir sitzt ein jüngeres Paar, um die dreissig Jahre alt schätze ich sie, die sich verliebt unterhalten.
Als leise italienische Openrmusik ertönt, weiss er die Klänge zu deuten, sagt: "it´s from Vivaldi, il prete Rosso" und seine Begleiterin, eine äusserst hübsche Brünette, und ich, wir sind gleichermassen beeindruckt.

Der freundlich beflissene Kellner bringt den Rotwein, eine Flasche Mineralwasser und ein Brotkorb mit geschnittenem Baguettebrot.
Der Wein schmeckt nicht gut, ich hätte den teureren Merlot wählen sollen und zu meiner Verwunderung ist auch das Brot alt, schlecht riechend, wahrscheinlich vom Tage vorher.

Der weitere Abend, für mich immer weniger perfekt werdend, weil wie nun befürchtet auch das Häufchen Spaghetti ein totaler Reinfall ist.
Die italienische Inhaberin tänzelt freundlich um die Tische, redet und schalkt ein paar Sätze mit ihren Gästen die alle zufrieden scheinen und ihr freundlich zunicken, geschmeichelt über die Aufmerksamkeit der Chefin, die den Katzentisch aber, sowie meine Blicke, geschickt kreiselnd ignoriert.

Vielleicht bin ich ja auch selber schuld denke ich enttäuscht, als ich beim Kellner die Rechnung frage, was fällt mir auch ein alleine hierher gekommen zu sein, nippe weiterhin an meinem Glas Wasser und dann plötzlich wird, als Ennio Morricones "Frienship & Love" Melodie erklingt, der Abend überraschenderweise doch noch zu einem magischen.

Als diese wundervollen Klänge, einfühlsam und leise, die Romantik noch romantischer werden lässt, sehe ich wie der Opernkenner es schafft diesen Abend in einen dieser unvergessenen, einmaligen und unvergänglichen zu wandeln, indem er in seine rechte Sakkotasche greift und ich ahne noch vor Ihr was nun passieren wird, eine Ringschachtel herauszieht, diese vor ihr aufklappt und ansetzt  seiner Angebetenen einen Heiratsantrag zu machen.
Er scheint seine Sache gut zu tun, hält seinen Antrag kurz ohne nach Worten suchen zu müssen, es ist rührend aber nicht peinlich, leider kann ich nur wenige Worte hören weil er zärtlich leise spricht, aber "Understanding", "Commitment" und "Love" sind Schlüsselwörter die zu verstehen sind.
Seine Brünette antwortet, "Yes, Darling, of course", hat Tränen in den Augen, so wie es sich gehört und auch ich bin hin und weg.

Ich denke zurück an damals, als mein Herz noch nicht schwarz und leer war und das Mädchen mit dem Pferdeschwanz mir in einer warmen klaren Sommernacht am Firmament den Weg zu einem Stern erklärte, unter dem ihr Land und ihre Heimat liegt.
Ich suche ihn so wie sie es tat, zuerst nach dem grossen Bären schauend, er steht fast senkrecht über mir, schwenke leicht nach Osten, entdecke das Sternenbild der Schlange und den dazugehörenden Schlangenträger, auf dem ich drei Sterne weiterzähle. Da müsste er eigentlich sein, der Alpha Ophiuchi, heller und kräftiger scheinend als die anderen, aber da ist nichts ausser Schwärze und Leere.
Vielleicht ist er erloschen, damals, als Kazuko´s Seele weiterreiste, zu jenem Ort, den die Japaner Amanohara nennen.

私は和子 あなたがいなくて寂しい











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