Dienstag, 7. Juni 2011

Leaving Kampala...

Jinja ist schön, sagt man mir, anders als in Kampala leben dort viele Expats und ugandische Ruheständler und so steht Mazungo mit gepackten Taschen morgens um 7 Uhr "sharp" ungeschlafen, ungeduscht und schlechtgelaunt aber doch erwartungsfroh vor dem Backpacker Hostel und warte auf meine Mitfahrgelegenheit in Form einer Adventure Agentur die Kunden zum Raften an den Nil bringt.

In zwei Stunden werde ich in Jinja sein, freue ich mich, in einem schönen, gerne auch teuerem Hotel einquartiert sein, an einem weissgedeckten Tisch sitzen und das Frühstück sowie die Aussicht auf den Nil geniessen, bevor ich dusche und mich für ein paar Stunden hinlege.

Und tatsächlich, kaum ist es 8 Uhr geht es los, ich teile den Minivan mit 6 Ladies die in irgend einem ugandischen Krankenhaus, als Volunteers Aids Kranke betreut haben und ihr morgendliche Thema ist die HIV-Rate in den afrikanischen Ländern, Swaziland scheint den Rekord mit sage und schreibe 48 % der erwachsenen Bevölkerung zu halten und weil Mazungo über Nacht Körperflüssigkeiten ausgetauscht hat, tragen diese Infos auch nicht unbedingt zur Erlangung besserer Laune bei.

Am Hostelausgang werden von den Securities meine bezahlten Rechnungen geprüft, zu viele Backpackers sind wohl abgehauen ohne bezahlt zu haben und obwohl ich eine Quittung verschlampt habe, fällt dieses nicht auf, der Schlagbaum geht hoch und wir sind frei.

Unten an der Hauptstrasse geht es rechts nach Kampala und links nach Jinja und zu meinem Missmut biegt der Fahrer nach rechts ab, "no, we are not going to Jinja now, I´ll drive you to Kampala, there is another bus already waiting and ready to take you to the Nile".

Mist, also doch wieder in dieses beschissene Kampala mit seinem beschissenen Traffic Jam, wir fahren im stop and go am beschissenen Busbahnhof vorbei wo man mir meine Digicam aus dem geschlossenen Rucksack geklaut hat, ich erzähle dies den Girlies, deren Mitleid hält sich in Grenzen, sie haben schlimmeres Leid gesehen.
Keine 15 Grad ist es warm, die sieben Hügel Kampalas liegen versteckt im Halbdunkel unter tiefhängenden schwarzen Wolken, immer wieder gibt es kräftige Regenschauer, man fröstelt und endlich halten wir in irgendeiner Seitenstrasse, wo der andere Bus angeblich auf uns warten soll, welches er aber, afrikabedingt und beschissenerweise, nicht tut.

Entlang der Strasse wühlen die Armen und Geknechteten, darunter viele Kinder im Müll, was sie zu finden hoffen weiss ich nicht, vielleicht Essen, vielleicht Pfandflaschen, vielleicht Brennbares, denn überall entlang der Strasse lodern kleine Feuerchen, manche in verrotteten Öltonnen, so wie man es aus Charles Bronson oder Dirty Harry Filmen her kennt.
Dann will der Fahrer uns aus noch aus seinem Minivan schmeissen, "I need to go somewhere else", der andere Bus käme alsbald und dieses ganz bestimmt.

"No way, Mister, no", das Mini-Van Passagier Kollektiv weigert sich vehement in dieser Strasse auszusteigen und hier herumzustehen. "No chance man".
Der Fahrer ist angefressen, er will wahrscheinlich irgendwo Kaffee trinken, auch seine Passagiere würden sehr gerne Kaffee trinken und sind auch angefressen, so ist die Stimmung, na ja, beschissen und während der Fahrer hektisch hin und her telefoniert und in sein Handy schreit, schauen wir verdreckten Geschöpfen zu, Menschen wie du und ich, wie sie im Müll nach irgendwas suchen welches ihre elendig beschissene Situation, wenn auch nur kurzfristig, verbessern könnte.

Die Szenerie draussen wäre die ideale Location für einen Stephen King oder Lars von Trier Weltuntergangsfilm, am Himmel über dem Müll kreisen irgendwelche Kraniche, Geier oder Pelikane, keine Ahnung wie diese Riesendinger genannt werden, vielleicht weiss es ja einer meiner Leser und könnte uns belehren wie diese kreisenden Himmelsgeschöpfe mit riesiger Spannweite heissen, welche morgens über Kampala ihre Runden drehen und aussehen wie fliegenden Dinausaurierwelpen die aus dem Dinopark abgehauen sind.

Nach einer weiteren beschissenen Stunde Warterei, kommt endlich ein alter Bus der vor uns einparkt, wir ziehen zügig in ihn um, in seinem Innern ausschliesslich weisses Jungvolk auf zerschlissenen Sitzen.
Keiner scheint gut geschlafen, keiner gute Laune zu haben und obwohl der Bus fast voll ist, ergattere ich den letzten Einzelsitz und bevor es los geht, wird Geld für das Rafting eingefordert, 120 USD pro Person bitteschön und fast alle ausser Mazungo zahlen, bei über 25 Kunden sind das mehr als 3000 Dollar die durch den Bus zirkulieren, dies alles in Sichtweite, aber ausserhalb der Vorstellungskraft der armen Seelen draussen.

Ich habe keine Ahnung wie lange so ein Höllenritt und der damit verbundene Kick auf dem wilden Nil dauert, aber mir sind 120 Dollar dafür zuviel und als der Geldeintreiber neben mir steht und ich ihm sage, dass ich nicht raften sondern nur nach Jinja will, nickt er gnädigerweise, ich darf mitfahren und obwohl es mir schon lange leid tut, mich auf diese Mitfahrgelegenheit eingelassen zu haben, bleibe ich in diesem Bus hocken, denn draussen ist es noch beschissener als hier drinnen.

Endlich geht es los, 2 Stunden Fahrt sind veranschlagt und Mazungo stellt sich vor wie es sein wird am Nil zu sitzen und zu frühstücken.


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