Sonntag, 12. Juni 2011

Jinja


Dieses Foto zeigt den Nil, den längsten Fluss dieser Erde, hier in Jinja noch rein und jungfräulich, wie er aus dem Victoria See, dem grössten See des afrikanischen Kontinents quellt und seine 6.671 km lange Reise beginnt.
Aber eigentlich ist es keine Quelle, da er Nil sich aus den Wassermassen des 68.000 Quadratkilometer grossen Victoria-Sees gebiert, der wiederum sein (Schmelz)-Wasser von den über 5000 Meter hohen Gipfeln des Ruwenzori Gebirges (Mondberge) bezieht.

Des weissen Nils erste Station wird der Albert See sein, weiter geht es in den Sudan wo er auf sein Brüderchen, den blauen Nil trifft, der aus dem äthiopischen Hochland eintrudelt.
In Khartoum fliesst zusammen, was zusammen gehört um als "der Nil", Ägypten am Leben zu erhalten und schlussendlich, ziemlich verdreckt, in zahlreichen Nebenströmen ins Mittelmeer zu fliessen.

Es ist ruhig und idyllisch hier.
Jim, mein Reiseabschnitts Boda-Boda Fahrer, ohne Vorderzähne aber mit rudimentären Englischkenntnissen ausgestattet, hat mich hergefahren und bevor der Weg hinunter zur Quelle hinabgeht, gibt es eine Barriere und ein Kassenhäuschen.
Den Kassierer finden wir im Schatten eines Baumes mit seiner Angebeteten im Gras herumturtelnd, er fordert 10.000 Schilling Ausländer-Nil-Gucken-Eintrittspreis, steckt den Geldschein in seine Jeanstasche und wie praktisch, dass er nicht mal aufstehen muss, da Jim das Motorrad schon unter dem Schlagbaum durchgeschoben hat.

Unten an der Nilquelle gibt es eine Büste von Mahatma Gandhi, dieser hatte verfügt, dass nach seinem Tod, ein Teil seiner Asche in in den Nil gestreut wird, was man hier in Jinja getan hat, auch ein paar Cafes gibt es und so lade ich Jim, der übrigens zum ersten Mal hier ist, obwohl er nun schon 2 Jahre als Boda-Boda Fahrer arbeitet, wie er mir radebrechend erklärt, zu einem Soft Drink ein.

Wir sitzen im angenehmen Schatten wenige Meter neben der Nilquelle, kein Rinnsaal, wie man sich eine Quelle vorstellen mag, sondern jetzt schon ein starker und mächtig wirkender Fluss, der sich stolz und erhaben auf seine lange Reise begibt und unterwegs immer mächtiger werden wird.

Wir lauschen lateinamerikanischer Musik, was ich nicht gerade passend finde und beobachten wilde Affen diesseits des Stroms und ich schwöre, einer zeigt uns den Stinkefinger.
Jim gefällt es ausserordentlich gut hier, ein angenehme Pause für ihn und er seufzt immer wieder entspannt auf und nuckelt zufrieden an seiner Fanta während wir dem "Chan Chan" vom Buena Vista Social Club lauschen:



Wie gerne würde ich Fotos machen, hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass man mir meine Digicam in Kampala geklaut hat?!

Irgendwann, bevor es zu romantisch wird, dränge ich zum Aufbruch, Jim wäre wohl noch gerne länger geblieben, er fährt mich zurück ins Hotel, welches Bellevue heisst, ein Phantasie Name gleichwohl, weil mitten in Jinja, an einer Hauptkreuzung, neben staubiger Strasse und Tankstelle gelegen.

Inmitten verrücktem Verkehr steht ein Polizist ohne Autorität verloren herum, seine Zeit damit verbringend, wütend in seine Pfeife zu trillern.

Das Bellevue ist unter indischer Leitung, der heutige M.O.D (Manager on Duty) in Form eines heruntergekommenen Inders, der müde im Hotelrestaurant auf einem Stuhl hängt, eine punjabische Soap-Opera, die im letzten Jahrhundert spielt und in welcher reihenweise Menschen geköpft werden, im Fernseher verfolgend.
Ich sitze einen Tisch weiter und bestelle irgendwas von der Karte, welches ihn zwingt missmutig aufzustehen und in die Küche zu schlürfen da er auch der heutige C.O.D (Cook on Duty) ist, um mir "das irgendwas" zuzubereiten, welches auch nach irgendwas schmeckt und irgendwas kostet.

Mein Zimmer ist klein und teuer (15 Euro die Nacht), hat ein klitzekleines Bad mit Dusche, welche aber keinen Knauf zum Aufdrehen vorweisen kann, was ziemlich blöd ist, wenn man schon nackt und verschwitzt da steht und nach irgendwas sucht was Wasser herbeizaubern könnte.

Über dem Bett spielen die Moskitos miteinander und warten darauf, dass es Nacht wird.
Sie wissen, dass es kein Netz gibt, welches zu dieser Jahreszeit in Jinja nicht nötig sei, wie mir treuherzig der diensthabende R.O.D (Receptionist on Duty) versichert.
Im Innenhof hängen schlaff zwei Hausnutten (P.O.D) herum, fett und unansehnlich, die müde den Kopf heben wenn man an Ihnen vorbeieilt.

Ich erstreite mir ein anderes Zimmer, hier hat die Dusche einen Drehknauf und das Bett ein Moskitonetz und als ich das zweite mal unter der Dusche stehe, den Wasserhahn bis zum Anschlag aufgedreht, kommt wiederum kein Wasser, was ein neuerliches Anziehen und Ausflug zur Rezeption nötig macht, wo ich schon missmutig erwartet werde, man weiss ja schon, "what the matter is".

Die Dichtung im Drehknauf "is the matter", man muss zusätzlich daran ziehen nachdem man aufgedreht hat und dies kräftig, wenn man zuim Duschen auch Wasser haben möchte.
Okay, vielen Dank für die hilfreiche Info, hätte man mir ja auch früher sagen können.

Und nachdem ich ein drittes Mal mich ausziehen durfte, klappt es nun mit dem Duschen inkl. Wasser, aber nur, wenn man mit einer Hand zieht, während man sich mit der anderen Hand panisch einseift, hoffend, dass das kostbare Nass für den wohlbeleibten Body ausreichen möge.

Nach dieser Aktion trete ich hinaus auf die Strasse, gucke nach Jim, der auch augenblicklich angebraust kommt. "To the Easy Coach Office please", ich hatte nämlich unter der Dusche beschlossen Uganda  verlassen zu wollen.
Weil es aber kein "easy coach" Office in Jinja gibt, fährt Jim mich zu Akamba, die Buslinie die nicht erste, auch nicht zweite, sondern eher wohl 7. Wahl jeglicher Reisepläne sein sollte.
Aber sie haben ein Office in Jinja, es ist sogar geöffnet, "but tomorrow, no", der Bus nach Nairobi wäre "full", but tonight, yes, at 9 pm there is a bus and yes, one seat only is still available".

Also bucht Mazungo, in 3 Stunden schon soll ich abfahrbereit hier sein, 9 Stunden Fahrt nach Nairobi sind angekündigt, über 13 Stunden sollen es tatsächlich werden. Kosten tut es nur 5. 500 ugandische Schilling (16 Euro) was kein gutes Vorzeichen bezüglich des zu erwarteten Komforts sein kann.

Jim fährt mich wieder ins Bellevue, man ist überrascht, dass ich ausschecke wo ich doch jetzt so ein tolles Zimmer habe, ob ich es denn hier nicht mögen würde, und wie wäre es noch mit einer der zwei Ladies zum Zeitvertreib bis der Bus fährt?

Mazungo lehnt dankend ab, ich setze mich an die Bar und vertrinke mein letztes ugandisches Geld und chatte mit Bianca, der besten Brieffreundin von allen, bis Jim mich pünktlich um 20.30 Uhr abholt um mich zum Bus zu bringen.

Copyright©Africa?Africa! 2011 Alle Rechte vorbehalten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.