Die Zimmer die angeboten werden sind gross und schön, alles sieht neu aus, es gibt einen grossen Deckenventilator im Zimmer aber keine Aircon, einen Fernseher und eine schöne Aussicht.
Die Mädchen an der Rezeption sind nett und lieb, ich lasse meinen Charme spielen, schäkere herum und siehe da, der Übernachtungspreis sinkt stetig und da ich mir gut vorstellen kann hier zu wohnen, gebe ich mein okay als wir bei 1000 Schilling die Nacht angelangt sind.
Leider gibt es keinen Pool aber es gibt eine Rooftop-Bar, wo man frühstücken oder ein Sonnenuntergangsbierchen trinken kann.
Ab Sonntag habe ich gebucht und bevor ich mich wieder auf den Rückweg zur Strasse mache, fotografiere ich im Hof noch den Wächter des Hauses:
Da Mazungo noch immer Hunger hat, versucht er es diesmal in einem Cafe, (Motto: "Drink Water from the Air, Browse the Internet free)".
Ich setze mich rein, bestelle bei der Kellnerin einen frischen Mangosaft und eine Spaghetti Pomodore und während ich noch überlege ob "Water from the Air", möglicherweise Regenwasser sein könnte, läuft eine kleine Schönheit im hellblauen Hemd an mir vorbei, immer wieder und so oft, dass es auffällig wird, bleibt dann wie beiläufig an meinem Tisch stehen um eingehend das Display ihres Handys zu studieren.
Ich bin fasziniert von ihr und natürlich spreche ich sie an, schwupps di wupps sitzt sie bei mir am Tisch, stellt sich als "Ruth" (Name geändert-die Red.) vor, die auch hier arbeitet " but my shift is over now".
Leider verstehe ich sie schlecht, sie spricht leise und undeutlich mit einem Akzent der schwer zu verstehen ist.
Die Stimmung ist gut in dem Laden, es wird viel gelacht und Ruth macht keine Anstalten nach Hause zu gehen und irgendwann entsteht dieses Foto, der Cheffe hats gemacht:
Ruth, stehend kaum grösser als ich beim Sitzen |
Nach ein paar Löffeln gebe ich auf, einfach zu ekelig und als ich seufzend sage," ooh, just to much for me, i am not hungry anymore", will man mir die Spaghetti einpacken, für später zu Hause.
Ruth fragt mich ob wir jetzt gehen würden und als ich sie überrascht frage, "where to ?" meint sie mit einer selbstbewussten Selbstverständlichkeit: "To my House".
Ich zahle, wiederum 400 Schilling für ungegessenes Essen, und wir machen uns auf den Weg entlang der staubigen, vielbefahrenen Strasse.
Ein ungleicheres Paar hat Mtwapa selten gesehen, ein alter dicker weisser Mann mit einer kleinen zierlichen Schwarzen, weniger als die Hälfte schwer und alt als er es ist.
Wir kriegen viele Blicke, die Ruth stoisch erträgt und je näher wir ihrem Haus kommen umso schlimmer wird es für sie.
Ich versuche die dritte Flucht des Tages, sage, dass ich zu meinem Hotel möchte weil ich duschen müsste. Das lässt sie nicht zu und da sie eindeutig der Chef ist, trotte ich einfach neben ihr her.
Wir betreten eine Gasse, eine rostige Stahltür wird quitschend geöffnt, afrikanisches Leben überall. Glotzende Nachbarn beobachten uns, werden sich wohl bald das Maul darüber zerreissen, dass die Ruth einen Weissen mit nach Hause gebracht hat.
Endlich sind wir da, ihr Haus ist ein Zimmerchen, das letzte in einer langen Reihe anderer Zimmerchen, dessen Türen allesamt mit schweren Vorhängeschlössern gesichert sind, wir treten ein, es ist stickig und heiss, das Wellblechdach wird seinen Teil dazu beigetragen haben.
Das Zimmer ist karg eingerichtet, ausser einem Bett und einem Tisch gibt es kein Inventar, die Koffer mit denen sie vor 18 Monaten aus dem Irgendwo ankam um in Mtwapa aus Ihrem noch jungen Leben was zu machen, stehen fein säuberlich in der Ecke.
An der kahlen Wand hängt ein breiter modischer Plastikgürtel, dessen mit Modesteinen besetzte Schnalle die einzige Dekoration im Zimmer ist. Ausser der Tür gibt es noch ein kleines Fenster mit Aussicht auf eine Mauer, auf dem Sims steht rosa Nagelack, im Gitter steckt Ihr Kamm und ein Spiegel. Ihre Schminkecke.
"Pink is my favorite Colour" wie sie lachend meint.
Ich möchte Ihre Armut nicht fotografieren, frage aber ob ich sie fotografieren dürfe und stolz hält sie ihren rosa Spiegel lächelnd in die Kamera:
Da es keine Sitzgelegenheit gibt setze ich mich auf die blankgeputzten Fliesen mit dem Rücken zur Wand. das einzige was sie Ihrem Gast anbieten kann sind Bananen, was ich mit dem Hinweis auf die soeben erst gegessenen Spaghetti dankend ablehnen kann.
Es gibt keinen Ventilator und der Schweiss läuft mir in Bächen den Nacken herunter.
Sie sitzt mir gegenüber auf dem Bett und als sie fragt ob ich ein Christ sei, was ich bejahe, sagt sie: " yes, it is important to have a clean heart", zeigt aufs Fenster und erzählt mir, dass hinter dieser Mauer eine christliche Kirche sei und als ich sie frage ob sie Sonntags an ihrem freien Tag zum Gottesdienst gehe, lacht sie und meint, das müsse sie ja nicht, der Gottesdienst wäre laut genug, sie bliebe lieber auf ihrem Bett liegen und müsse nur mit Ihren Händen das Gesicht bedecken.
Als uns der Gesprächsstoff ausgeht, fragt sie mich ob ich duschen will, ich sage "yes, definetly, I have to go back to my hotel now to take a shower" und stehe auf um mich zu verabschieden.
Wir tauschen Telefonnummern aus und Sie bringt mich zur Strasse, wieder unter den wachsamen Augen der tuschelnden Nachbarn und wir geben uns zum Abschied die Hand.
Die Rückfahrt mit dem Matatu geht schnell und unkompliziert und als Mazungo wieder zuhause in Nyali ankommt, sein luxuriöses Reich betritt und sich nach einer wohltuenden Dusche unter die kühlende Aircon legt, weiss er warum sein Herz so schwer ist...
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