Samstag, 2. April 2011

Mazungo goes Mtwapa...


Auf der Suche nach einem günstigen Apartment bekomme ich immer wieder den Tipp mich doch mal in  Mtwapa umzugucken. Mittlerweile zahle ich im "Nyali Chalets" zwar nur noch 2000 Schilling die Nacht, das ist langfristig gesehen aber immer noch leicht über meinem Budget, ausserden habe ich nach einer Woche Akklimatisierungszeit, Lust auf Veränderung
"Mtwapa sei gefährlich", höre ich, "dort leben die Weissen mit wenig Geld, die Kleinrentner, die Gescheiterten, die Alkoholiker. Nachts sollte man da besser nicht rumlaufen".

Das hört sich interessant an und Mazungo entschliesst sich für einen Tagesausflug nach Mtwapa, stellt sich an die Hauptverkehrsstrasse die nach Malindi geht und wartet auf ein Matatu, den berühmten afrikanischen Kleinbuss, Platz für 4 mal 3 Passagiere auf den Rückbänken plus 2 neben dem Fahrer, zusätzlich zu dem Geldeinsammler, Conductor genannt, plus die anderen 6-9 Passagiere die ausserdem noch hereingequetscht werden.


Mazungo muss nicht lange warten, die Matatus kommen im Sekundentakt vorbei, der Conductor schreit sein Fahrziel aus, ich rufe "Mtwapa" und schon hält er an, gebe dem Conductor zwei 20 Schilling Münzen und presse mich hinein, sitze eingeklemmt zwischen dem "Conductor", der neben der Schiebetür steht, um diese bei Anblick potenzieller Fahrgäste immer wieder zu öffnen und zu schliessen und einer hübschen Kenianerin, der ich fortan am linken Oberarm klebe.
Die zirka halbstündige Fahrt ist durchaus nicht unangenehm, die Kenianer sind ruhig und distanziert, jeder versucht den anderen nicht zu viel zu bedrängen und der Weisse wird auch nicht anders behandelt als die anderen Fahrgäste auch. Das modernste und neueste im Matatu ist der USB Stick der in der Musikanlage steckt aus derer flotte afrikanische Musik schallt, an derem Rhytmen sich der Fahrstil des Fahrers anzupassen scheint.
Der Verkehr ist erträglich, wir kommen gut voran, obwohl alle paar Minuten abgebremst, eingeladen und wieder beschleunigt wird.

Es geht an den Hotel Resorts vorbei, die meisten Passagiere scheinen Hotelangestellte zu sein die nach Ende Ihrer Schicht nach Hause zur Familie wollen und irgendwann erreichen wir Mtwapa.
An der Endhaltestelle spuckt der Matatu seine übriggebliebenen Passagiere aus, wendet und fährt wieder zurück nach Mombasa.

Mazungo steht im Staub und als dieser sich gelegt hat stellt er fest, dass er jetzt erst in Afrika angekommen ist.


Das Comfort Inn ist das erste Hotel, an deren Rezeption ich vorstellig werde, und eine unmotivierte Rezeptionisten, die ihren Mund nicht aufkriegt zeigt mir mürrisch mehrere dunkle, stickige Zimmer für 800 Schilling die Nacht.
Mazungo ergreift die Flucht, spaziert die Strasse entlang und entdeckt einen Pub im westlichen Stil, der Drinks, Food and Rooms verspricht, geht hinein, bestellt eine Cola und frage nach dem Menu, welches es aber nicht in schriftlicher Form vorgelegt sondern in mein rechtes Ohr geflüstert wird.

Keine Ahnung warum die Datenübertragung  so geheimnisvoll vonstatten geht, vielleicht möchte man nicht, dass andere Gäste auch Hunger kriegen und der Koch mit einer Sammelbestellung überfordert wird.

Wir einigen uns auf Chicken, ein halbes bitte und chips, ja, hot please und die Cola bitte nicht hot.
Die Cola kommt, die Flasche wird vor meinen Augen geöffnet wie es sich gehört und nach ein paar Schlücken frage ich nach den Zimmern.
Eine Kenianerin mittleren Alters taucht auf, heisst auch Margret, sie hat eine Menge Schlüssel dabei und wir gehen Zimmer gucken.
Jede Paar Meter fällt ihr einer der vielen Schlüssel herunter, die ich brav immer wieder für sie aufhebe und als ich davon genug habe und ihr warnend sage, dass ich mich für mein Alter ziemlich viel bücken müsse, lacht sie sich kaputt, meint ihre Hände seien viel zu klein, "like babyhands", sie zeigt sie mir und ich muss sie anfassen und Ihr bestätigen, dass ich noch nie in meinem Leben so kleine Frauenhände gesehen habe. Das freut sie, lachend und scherzend zeigt sie mir alle Zimmer, keines gefällt mir, bis auf das letzte Eckzimmer, welches grösser ist und im Gegensatz zu den anderen ein Moskitonetz über dem Bett hat, aber leider auch ein ungeputztes vollgekacktes Klo.

Seufzend gebe ich auf, Margret II erzählt mir weiter, von Nairobi, dieser tollen Stadt, dort von wo sie herkommt und schon lange geht es Ihr nicht mehr um eine Zimmervermittlung.

Wieder unten am Tisch sitzend und auf das Essen wartend schmeckt die lange Zeit unbeaufsichtigte Cola plötzlich merkwürdig, nach ein paar Schlücken schütte sie weg in die Botanik und bestelle eine neue.

Nach einiger Zeit fängt mir der Kopf zu dröhnen an, mein Blickfeld scheint sich einzuengen und ich kriege es mit der angst zu tun. Durchaus möglich, dass es nur die Hitze ist, die Einbildung und angelesene Horrorgeschichten aus dem Internet, aber plötzlich bin ich überzeugt, das man mir in meiner Abwesenheit etwas in die Cola getan hat.
Meine Gedanken rasen, ich weiss, dass ich so schnell wie möglich das Richtige tun muss, ehe es zu spät ist und ich bewusstlos werde um mit viel Glück später irgendwo nackt in einer Gasse ohne Handy, Kamera, Pass, Geld und Kreditkarten aufzuwachen.
Verdammt, ich habe aber wirklich alles dabei.
Während ich noch überlege was ich tun soll, fühle ich mich von diesem Typen beobachtet der auch vorhin schon am Nebentisch sass, vielleicht ist er der Übeltäter und als plötzlich unvermittelt die Kellnerin neben mir steht und mich fragt ob "everything okay" sei , werde ich endgültig paranoid, will nur so schnell und so weit weg wie möglich, stürme zur Margaret II an die Kasse, sage ihr, dass es mir nicht gut geht, dass ich mich "dizzy" fühle und schnell in mein Hotel müsse.
Bezahle 400 Schilling für nicht erhaltenes Essen, stürme auf die Strasse, die zweite Flucht des Tages und laufe förmlich zum nächsten  Restaurant, niemand scheint mir zu folgen, bestelle 2 Flaschen kalten Wassers, eine trinke ich praktisch auf Ex aus, die andere schütte ich mir im Klo über den Kopf.

Langsam kommt Mazungo zur Ruhe und nach einer halben Stunde ungewissenens Wartens, als er sicher ist es überstanden zu haben, traut er sich wieder auf die Strasse.

 

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