Mittwoch, 25. Mai 2011

Kampala...the Beginning


Mazungo, der sich in in der Hauptstadt Ugandas aufhält und sich in einem Backpackerhostel eingenistet hat, Kaffee trinkt, "Bangers and Mash" isst und dem Jungvolk, höchstens 18, 19 Jahre alt, zuhört, die in der Mehrzahl aus den angelsächsichen Ländern stammen und als Volunteers in Uganda arbeiten, nun zusammen sitzen um sich darüber zu beraten mit welchem alkoholischem Getränk man sich am schnellsten die Kanne geben könnte, aus Kostengründen aber weiterhin nur Bier trinken und trotzdem immer fröhlicher und ausgelassener werden.
Sie reden über Buddha, die Meditation, Spiritualität und über die Erleuchtung und welches wohl "der beste Weg dorthin sei" aber meinen wohl "den schnellsten Weg", denn die Jugend unterhält sich nun über Drogen, die als Abkürzung auf dem Weg zur Erleuchtung ein probates sowie anerkanntes Mittel zu sein scheinen, denn warum soll man jahrzehntelang ohne Playstation in unbequemer Meditationshaltung unter einem Baum ausharren wenn man auch bequem auf seinem Hostelbett, "mit einer Ashley" oder "einer Pam" im Arm an einer Tüte nuckelnd den selben Effekt erzielen kann.

Mazungo, der ein paar Armlängen von der diskutierenden Jugend entfernt, unsichtbar, ja unexistent zu sein scheint, an seine eigenen wilden Zeiten zurückdenkend, die aber leider so wild nicht waren, damals in den 80ern, als ich als 19-jähriger Volunteer in Israel, im Kibbutz Nir-Am während einer Party mit einer Dänin im Arm an einem gedrehten Tütchen "Black Afghan", welches durch den verqualmten Raum kreist, nuckele, mich mit den anderen über die Vor-und Nachteile diverser Drogen unterhalte, ohne diese aber je selbst ausprobiert zu haben, über Buddha schwadroniere ohne aber viel über ihn zu wissen, immerhin aber hat man Hesses "Siddhartha" gelesen, hoffend, dass das Halbwissen und die zur Schau gestellte Coolness ausreichen mögen um später die Dänin flachzulegen.

Hier im Kampala Backpackerhostel, gelten wieder westliche Normen, Afrika ist ausgeblendet und draussen vor der Tür ausgesperrt, nur den Mangobäumen oder den zirpenden Grillen wegen zu erahnen, aus den Musiklautsprechern dröhnt Robbie Williams oder Lady Gaga und auch das angebotene Essen ist altbekannt, gestern abend ass Mazungo lecker Pizza, der Cheeseburger mit Pommes und obligatem Salatblatt scheint die Nummer Eins auf der Menükarte zu sein.
Es gibt fast nur Weisse als Gäste, Schwarze werden mit einem kurzen  "we are full" an der Rezeption abgewiesen, ausser sie wären die zugehörige Hälfte eines schwarz-weissen Pärchens.

Ich sollte auch noch was "über gestern" schreiben, diesen furchtbaren Tag in Kampala, zuerst verregnet, danach feuchtnass und kühl, auf einem Boda-Boda sitzend der mich durch ein chaotisches Traffic Jam hindurch manövriert, welches noch chaotischer wird, als eine Polizei Eskorte, welche aus vier Pickups besteht mit jeweils acht sehr böse blickenden und wild schreienden Soldaten auf der Ladefläche, die einer schwarzen Mercedes Limousine den Weg frei gestilkulieren und alles was Räder oder Beine hat, rabiat von der Strasse zwingt. 
"That´s the Vice-President on his way to the President", sagt mein Boda-Boda Fahrer, ich nicke, es ist mir schnurzegal welchem Bonzen da der Weg freigekämpft wird und wie ich später in der "New Vision" lese, wurde der Vice-President an diesem Tag von Museveni gefeuert.

Endlich kommen wir am Oasis Nakumatt an, einem riesigen Shoppingcenter am City Garden, ich steige ab, zahle meinem Fahrer 3000 Shilling und als die Security Leute meinen Tagesrucksack inspizeren wollen, stelle ich erschreckt fest, dass alle Reissverschlüsse offen sind, meine nagelneue und heissgeliebte Casio Exilim H-30, 250 Euro teuer, verschwunden ist. 
Da hat doch tatsächlich ein Taschendieb mir während der Fahrt die Kamera aus dem geschlossenen Rucksack gestohlen. 
Mein Notebook ist gottseidank noch da und auch mein Money-Belt unter meiner Hose, von dem kleinen Mazungo weiter unten streng bewacht, schmiegt sich eng und beruhigend an mich.
Ich bin traurig und wütend, vor allem auf mich selbst, es wird wohl eine Weile keine Fotos und Filmchen in den folgenden Postings mehr geben, ich kann es mir zzt. nicht leisten eine neue Digicam zu kaufen, zumal diese hier teurer als in Europa sind.

Im MTN Telefonshop schaltet man mir meinen Safaricom-UMTS Stick für eine ugandische MTN SIM-Karte frei, welches sechs Euro kostet und ich kaufe zusätzlich noch für fünfzehn Euro ein 1 GB grosses Datenguthaben, welches man mir sogleich an Ort und Stelle auf die Karte drauflädt.
Abends als ich, zurück im Hostel auf meine Pizza warte, surft mein Notebook mit dem UMTS Stick vorzüglich und sehr schnell im Internet, aber leider nur etwa 10 Minuten lang, dann ist das Guthaben aufgebraucht, anstatt 1 GB hat man mir nämlich nur ein paar MB draufgeladen und Mazungo hat die Schnauze voll und ist frustriert, dann fällt noch der Strom für dreieinhalb Stunden aus, es gibt nichts zu essen und man wartet im Dunkeln, dass irgend etwas passiert, am besten Strom, Essen, Internet, also Zivilisation, so wie man es kennt, wie man es gewohnt ist und wie man es haben will und draussen wippen die Mangobäume im Wind, die Grillen zirpen und mein Freund, der Mond scheint belehrend in das Dunkle hinein um Mazungo daran zu erinnern, dass er nicht in Luxusburg sondern in Afrika ist...


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Samstag, 21. Mai 2011

Mazungo goes Uganda...

Der Bus von "easy coach" steht schon bereit, als Mazungo atemlos im Busbahnhof eintrifft und jemand der aussieht wie ein Arzt, schickt mich zu einem Schalter wo ein anderer Arzt mein Ticket prüft und meiner Tasche einen Aufkleber verpasst.
Nach ein paar Minuten im Warteraum, in dem die Reisenden auf einem riesigen Flachbildschirm stumme Musikvideos angucken müssen, zu meiner Überraschung folgt ein ABBA Clip dem anderen, genauso wie auch in den Bahnhöfen Vietnam´s, wo ebenfalls, aber in voller Lautstärke, fast ausschliesslich Videos des schwedischen Doppelpärchens abgespielt werden. 

Erstaunlich. Vielleicht, überlegt Mazungo, gibt es eine Firma die weltweit ABBA Clips an Bahnhöfe und Busstationen verleiht.
Die Company Farbe von „easy coach“ ist weiss, was man daran erkennt, dass der Bus schneeweiss ist, die Kittel der Mitarbeiter ebenso und mit den angehefteten Security Badges an den Brusttaschen und den Schüsselbünden, die Stethoskop gleich um den Hals getragen werden, sehen alle so aus wie „Arzt im Praktikum“.
Endlich kommt der Oberarzt, den man daran erkennt, dass er ein grosses Megaphon vor den Mund hält und den Passagieren in spe zuerst in english und danach auf kisuaheli schreiend bekannt gibt, dass der Bus nun abfahrbereit sei und man nun vorzutreten habe.
Der Gepäckschein wird gewissenhaft kontrolliert ehe die Tasche im Frachtraum verschwindet und an der Eingangstür des Busses stehen ein männlicher und ein weiblicher Security, nicht in weiss sondern in dunkelblau, die ernst die Fahrscheine inspizieren, einen nach Waffen und spitzen Gegenstände abtasten und einen mit einem immer wieder aufheulendem Detektorstab flughafengleich abhorchen, und natürlich heult der Stab bei mir wieder mal besonders laut auf, welches wiederum die altbekannte Standardfrage nach getragenem Metall aufbringt welches ich routiniert mit meinem „Titanimplants“ als Standardwitz beantworte (nochmal herzlichen Dank an dieser Stelle an die Uni-Zahnklinik in Freiburg) und auf meine schneeweissen Zirkoniumzähne zeigend, (nochmal herzlichen Dank an dieser Stelle an die "Keiser Zahnklinik" in Singapur), welches wiederum ein bestätigendes Nicken der Security Leute auslöst, die wohl schon die abstrusesten Erklärungen sich angehört haben müssen.

Mein prallgefüllter Tagesrucksack ruft Skepsis hervor, da er "much to big" sei um auf die Gepäckauflage hinauf zu passen, den dürfe ich nicht mit in den Bus reinnehmen, sondern der gehöre in den Frachtraum.
„What´s inside“? fragt der männliche Security.
„Notebook, Camera, personal belongings, medications“, antworte ich wahrheitsgemäss und ich bestehe natürlich darauf alles mit in den Passagierraum mit hineinzunehmen, welches man mir dann auch schlussendlich und liebenswürdigerweise erlaubt.


Mein Sitzplatz, 5A, ein Einzelsitz ohne Nachbar, in der Mitte des in plüschrot gehaltenem Busses, mehr ein Sessel denn ein Sitz, kann man fast waagerecht nach hinten klappen, dies jedenfalles soweit bis er die Knie der hinter mir sitzenden Frau touchiert, welches diese nötigt mir sogleich mitzuteilen zu müssen, dass sie nicht gewillt sei diesen Zustand weiterhin tolerieren zu wollen.
Recht hat sie. 
Ein paar Minuten später testet auch mein Vordermann wie weit wohl sein Sessel umklappbar sei und als seine Rückenlehne dann auch auf meinen Knien liegt, teile ich ihm ebenfalls mit, dass ich nicht gewillt sei, seine gewählte Sitzposition länger tolerieren zu wollen.
Ich muss noch herausfinden ob dieser Bus bis Kampala durchgeht oder ob ich an der Grenze in einen ugandischen Bus umsteigen muss und während ich noch nach einem weissen Kittelträger Ausschau halte den ich fragen könnte, geht es schon los, es ist Punkt 19 Uhr, zuerst im Stop-and-Go aus dem Feierabenverkehr von Nairobi hinaus, weswegen ich beschliesse meine Frage auf später zu verschieben und stattdessen mein Notebook mit dem eingestecktem Safaricom Umts-Stick auf meinen Knien zu starten um im Internet zu surfen.
Auf www.wort.lu muss ich lesen, wie Passanten im luxemburgischem Bahnhofsviertel, gewürgt, beklaut oder erstochen werden und dann fragt Mazungo sich, warum er denn in Afrika Schiss haben sollte.

Der Bus ist zu dreiviertel gefüllt, ich bin der einzige Weisse, es wird leise und ruhige afrikanische Musik gespielt, ugandische wie ich später auf Nachfrage erfahren werde.
Leider gibt es keine Toilette im Bus, welches später zu einem immer dringenderen Problem für mich werden wird, denn immerhin ist die planmässige Fahrt nach Kampala 12 Stunden lang, aber es wird trotz dieser vielen Stunden einer meiner angenehmsten Busreisen.

Wer einmal in seinem Leben in einem Gefrierfach von thailandíschem Überlandbus sass und stundenlang lautes Karaokegeplärre ertragen oder in Vietnam im stop-and-go über vollgepferchte Feldwege, die als „Nationalstrasse“ bezeichnet werden, neben kotzenden Mitfahrern ausharren musste, weiss von was ich rede.
Nachdem wir Nairobi hinter uns gelassen haben, geht es auf einer ziemlich gut ausgebauten Strasse schnell und bequem vorwärts, die Nacht ist, obwohl bewölkt und sternenleer durch einen gütigen Vollmond hell erleuchtet, welcher uns die ganze Reise hinüber links neben dem Bus begleitet, also im Süden stehend.
Als meine letzten Safaricom-Megabytes verbraucht sind ist es weit nach Mitternacht, ich klappe das Notebook zu, stelle den Sitz in eine bequeme Schlafposition und döse vor mich hin, den beeindruckenden afrikanischen Mond als freundlichen Begleiter, lausche dieser relaxen ugandischen Musik, ein Sänger der sich liebevoll mit zwei Sängerinnen abwechselnd austauscht, es kann nur um die Liebe gehen:


Der Song geht ziemlich lange und es ist wirklich sehr entspannend, so lange jedenfalls bis mein Sitzvordermann, wahrscheinlich gelangweilt, immer wieder an seiner Sitzposition herumspielt und als ich zum zigsten Mal seine Rückenlehne auf meinen Knien habe, weiss ich, dass er es mit Absicht tut und nachdem ich ihm zweimal freundlich darauf hingewiesen habe dies zu unterlassen, und er immer noch nicht damit aufhören will, reicht es mir, ich stehe auf und trete in den Gang hinaus an seinen Sitz, mich zu ihm herunterbeugend, Nasenspitze an Nasenspitze quasi, streng guckend meine Mutter imitierend, die Augenbrauen hochgezogen und sage: 
„My dear friend, you better stop it now, or we will solve this problem like real men outside“.

Das hat geholfen, der Engländer aus Nairobi hat mit diesen Tip gegeben, dass man bei Provokationen nicht kuschen sondern die Konfrontation suchen soll, da niemand es darauf ankommen lassen würde, ausser der ostafrikanische Feind hätte eine Machete in der Hand oder wäre in der Mehrzahl, weil bedingt durch die zahlreichen Hollywoodfilme die Weissen als schlägereifreundlich angesehen seien.

Nun, der Bluff hat dieses Mal jedenfalls funktioniert, er hat verschreckt genickt und sich nicht mehr getraut seinen Sesselhebel anzufassen. Er wollte es wohl nicht vor der Tür austragen, was mir sehr entgegen kommt.
Dann kehrte Ruhe ein, Mazungo kann wieder entspannen und irgendwann in aller Herrgottsfrühe kommen wir in Kisumu, der Hafenstadt am Viktoriasee an, die Aussteigestation für meinen Vordermann und er zahlt es mir heim, lässt sein Rückenlehne mit voller Wucht auf meine Knie krachen, schnappte sich seine Tasche und rennt davon. 
Ich gucke ihm durch das Busfenster hinterher wie er rennt, er ist wirklich sehr schnell und sportlich und es gibt nicht den geringsten Zweifel daran, wer von uns beiden als "real man", das Problem "outside" besser gelöst hätte.
Nachdem neue Passagiere eingestiegen sind, geht es weiter und jetzt fängt mein Darm, zuerst schüchtern und höflich, anzufragen an, ob vielleicht die Möglichkeit bestünde alsbald entleert zu werden und ich kann ihn zu diesem Zeitpunkt noch beruhigen und weiter hinhalten, alles kein Problem, der nächste Toilettenstop komme alsbald und dieses ganz bestimmt. 
Und so dösen wir drei weiter (der dicke Mazungo, der kleine Mazungo weiter unten und der Darm weiter hinten) und tatsächlich stoppt der Bus keine 2 Stunden später.

„Basso“, sagt jemand, und in einem Mischzustand, den ich wohl nur als verschlafen, toilettenverzweifelt und Dummheit bezeichnen kann, stehe ich auf, lasse meinen Tagesrucksack mit allem was ich an Wert habe auf meinem Sitz zurück und steige aus dem  Bus, einen Rastplatz erwartend und mich nach einer Toilette umschauend. 
Hinter mir geht die Bustür zu, der Bus fährt wieder ruckwärts auf die Strasse und entschwindet in der Nacht.
Ich bin ziemlich verwirrt, es dauert eine Weile bis ich vollends wach bin, schaue mich um, auf einem Kiesplatz mitten im afrikanischem Busch stehend, es ist halb vier morgens, der Mond scheint noch immer gütig aber nun auch leicht nachdenklich, es ist kühl und feucht und bis auf die obligatorisch zirpenden Grillen ist nichts weiter zu hören.
Meine Mitfahrer sind verschwunden und Mazungo steht alleine da, sich umblickend, seine Lage sondierend. 
Auf der anderen Seite der Strasse steht pittoresk eine kleine Kenlo Tankstelle, um diese Zeit natürlich geschlossen, die nicht nur aussieht wie aus den 50er Jahren, sondern wohl tatsächlich vor sechzig, siebzig Jahren gebaut worden ist.
Die rostigen Tanksäulen stehen auf ungepflastertem roter Erde, hell leuchtende Neonröhren, von wütend summenden Insekten und selbstmordgefährdenten Motten verzweifelt umschwirrt, lassen den Lehmboden noch röter, noch intensiver wirken, weswegen Mazungo dieses magische Zauberbild wohl noch länger verinnerlicht haben wird und selbstverständlich gibt es auch die atmosphärisch verstärkende, weil flackernde, vor sich hinbrummende Neonröhre, so wie man es aus diesen Filmen kennt, die abseits der Städte entlang den staubigen Wüstenstrassen Phoenix oder Nevada´s gedreht worden sind. 

Wie gerne würde ich diese Tanke fotografieren, aber mein Fotoapparat reist ohne mich durch die Nacht, wahrscheinlich streiten der Busfahrer und der Conductor sich gerade darum, wer das Notebook und wer die Kamera bekommt.
Ich gehe über knirschende Kiessteine in die Richtung wohin auch meine Mitfahrer entschwunden sind, wenigstens habe ich meinen Pass, mein Kreditkarten und Dollarscheine in meinem Geldgürtel dabei, den ich auf Reisen um meinen wohlbeleibten Body trage und ziehe freudig den Geruch der feuchtwarmen Erde tief in meine Lungen ein.
Auf der anderen Seite des Kiesbeets sehe ich ein kleines Häuschen, mit zwei kleinen hell erleuchteten Fensterchen, welches ich sogleich als Toilettenhäuschen deute. Es ist allerdings, wie ich feststellen muss als ich dort ankomme, das kenianische Immigration Office. 
Hinter einer der Glasscheiben sitzt eine Beamtin und schaut überrascht als ich vor ihr stehe. Sie wollte sich gerade nach erfolgter Abfertigung meiner Mitfahrer eine Tasse Tee einschenken. Ich reiche ihr meinen Pass und meine Departure Card durch die kleine Luke, sie stempelt meinen Pass ab und reicht ihn mir zurück. Das wars. Nun kann sie ihren Tee trinken und ich weiter eine Toilette suchen, aber dafür ist wohl in diesem Toilettenhauschen kein Platz. 
Zehn Meter weiter bewacht ein finster dreinblickender Soldat mit einem Gewehr eine schwere Schranke und ich gehe auf ihn zu um zu fragen wo ein Klo sei. Ich werde meinen Darm nicht mehr viel länger beruhigen und hinhalten können.
“Where are you going”?, fragt er mich.“  
To the toilet”, sage ich.  
“Where are you from”?
“I am from Luxembourg”.
Er: „Luxem“?
Ich: "burg".
Er: „Passport“!!
Ich gebe ihm meinen Pass. 
 „Are you going to Uganda”? fragt er. 
 “Yes, Is there a toilet”? 
“Many“, sagt er und er überlässt es mir herauszufinden ob das seine Art von Humor ist.
“I need to see you yellow fever certificate”, befiehlt er finster. 
Dieses habe ich, allerdings im Rucksack im Bus, der wahrscheinlich unterwegs zurück nach Nairobi ist.
„I have it”, sage ich freundlich und bestimmt, "its in my bag in the bus". 

Er schaut noch finsterer und ich erwarte nun, dass er mich nach Geld fragen wird, denn wo sonst auf der Welt gibt es eine bessere Gelegenheit, einem Weissen, der um vier Uhr morgens in Afrika alleine ohne Zeugen vor einem bewaffneten Grenzsoldaten steht und dringend aufs Klo muss und dem man wegen dem fehlenden Impfpass die Einreise verwehren könnte, Geld abzupressen?

Hoffentlich wird es nicht zu teuer, denke ich noch, aber er gibt mir, weiterhin finster blickend, meinen Pass zurück und sagt überraschend freundlich „Welcome to Uganda“ und lässt mich durch.

Auf der anderen Seite der Schranke gibt es ebenfalls ein Toilettenhäuschen, ebenfalls ohne Klo, denn es ist das ugandische Immigration Office. 
Vor dem Eingang steht eine Sicherheitschleuse, in die Mazungo hindurch muss, sie schlägt natürlich Alarm und ich benutze  wie immer meinen abgenutzten Witz mit den Zahnimplantaten, der Security nickt müde und lässt mich in den kleinen Raum hineintreten. 
Zwei Immigration Officer, ein Dicker im weissem Uniformhemd mit vielen Streifen auf der Schulter und eine ältere Dame in Zivil im Blümchenkleid schauen mich verwundert an. 
Auch sie wollen gerade Teatime machen.
Ich lege der Dame, wegen den Blumen und weil freundlicher blickend, meinen Pass hin, die Daten werden in einen PC eingescannt, daraufhin werden mir zuerst die Fingerabdrücke der vier rechten Finger digital abgenommen, dann auch den Daumen und das ganze nochmal mit der linken Hand. Das ganze geht so freundlich vonstatten, wie es uns Menschen, morgens um Vier, nur möglich ist. 

Ich frage nach "ninety days", die Beamtin nickt, macht mich darauf aufmerksam, dass es aber kein „multiple entry“ sei, ich zahle fünfzig US-Dollar, mein Pass wird gestempelt, ich bekomme eine Quittung und ein freundliches „have a good time in Uganda“ mit auf den Weg und Mazungo darf hinaustreten in die kühle und feuchte ugandische Nacht um weiterhin nach einem Klo Ausschau zu halten...


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Freitag, 20. Mai 2011

Kenya...the Good, the Bad, the Ugly


 The Good

- Die Kenianer, die liebsten und herzlichsten Leute die man sich, als Neuankömmling und Gast in diesem Land, es sich nur wünschen kann. Freundlich distanziert, danach immer herzlicher werdend aber nicht aufdringlich, persönlich, aber nicht nervig und immer höflich. Die Kommunikation ist hervorragend, nicht nur wegen den guten englisch Kenntnissén. Die Kenianer haben mich, ob Ihrer Art und Hilfsbereitschaft sehr beeindruckt.

- Die Landschaft, die Weite, der unendliche, nicht endend wollende Himmel, die Sonnenuntergänge.
Gibts so nur in Afrika. Einmalig und unvergesslich.

- Die "wilden Tiere" in den Nationalparks. Ich hätte nie gedacht, dass mich eine zweitägige Safari, in welchem man mit anderen Touristen in einem Minibus durch die Gegend gekarrt wird, so beeindrucken und so faszinieren würde. Die "roten" Elefanten muss man einfach gesehen haben und auch die Begegnung mit ihnen vergisst man nicht. Der Tsavo Nationalpark war sehr sehr schön und der ist längst nicht der Schönste (im Vergleich zum Krügernationalpark oder das Okavango Delta).

- Sex mit der Afrikanerin, ebenfalls unvergesslich, wenn auch anstrengend ;-), besonders für Herren im fortgeschrittenem Alter.

-die knackigen weiblichen Hintern (die es wohl auch nur in Afrika so gibt) die fortwährend vor einem hin und her wackeln

-Die Intensität mit denen Eindrücke, Bilder, Herzlichkeit, Gerüche auf einen zustürmen.
 
The Bad

- das Essen
- die Preise für Essen (in besseren Restaurants und in den Supermärkten)
- in den Hotels, der gebotene Komfort, das Preisleistungsverhältnis (besonders im Vergleich zu Asien)
-Nairobi
- die Bademeister (kleiner Scherz am Rande ;-))

The Ugly

- die Korruption, mit der ich allerdings (bis jetzt) keine Erfahrungen gemacht habe, aber dieses ist der Nummer Eins Grund warum es in Kenia (Afrika) nicht vorwärts geht.

- die hohe Aidsrate, die Armut, der tägliche Überlebenskampf der einfachen Leute.

Mazungo´s Fazit:

Mazungo kann Kenia (un)eingeschränkt empfehlen. Die typisch afrikanischen Eigenarten, wie Stromausfälle, der Unperfektionismus, usw. werden durch die Mentalität der Menschen mehr als wett gemacht, weswegen man vieles, sehr vieles nachsieht. Die Kriminalitätsrate ist hoch, deswegen immer gut aufpassen, vor allem in Narobi. Und wer beim Sex kein Kondom benutzt begeht früher oder später Selbstmord. So einfach ist das.
Auch ein Besuch in der Regenzeit ist ganz okay, lange nicht so schlimm wie von mir anfangs befürchtet. Das Herumreisen im Land ist einfach, billig (vor allem in den Matatus) und wegen den herzlichen, freundlichen Kenianern immer ein Erlebnis, wenn auch manchmal beengt und unbequem.

Kenia und seine Kenianer. Unvergesslich. Ich werde wiederkommen. Thank you Kenya. I will miss you !


(Diese Auflistung ist natürlich nicht komplett, mir wird später sicher noch mehr einfallen und sie vervollständigen).

Donnerstag, 19. Mai 2011

Der Nairobbery-Pickpocket-Test

Bevor ich um 18 Uhr auschecke und mich mutig auf den Weg die Strasse hinunter zum Busbahnhof mache, entschliesse ich mich für einen Test.
Ich habe noch ein altes Portemonnaie, in welchem ich übrig gebliebene Geldscheine aus Ländern wo ich mal war, aufbewahre.
Ich nehme ein Tempotaschentuch, male ein lachendes Gesicht darauf, links daneben schreibe ich:  „Good job, Reward 10,000! Have a nice day!“ und stecke es mitsamt einem vietnamesischen 10.000 Dong Schein (Wert 30 eurocent) in das Portemonnaie welches ich in die hintere rechte Hosentasche stecke (back pockets are the pickpocket´s best friend).
Mein Wertsachen sind alle im Tagesrücksack verstaut, den ich vorne auf der Brust trage und ich marschiere auf Kriegsmodus geschaltet mit forschen Schritten durch die Menschenmassen hindurch die Strasse entlang zum Busbahnhof in welchem ich in exakt 8 Minuten und 25 Sekunden später ankomme.  
Und tatsächlich: das Portemonnaie ist weg, und ich habe nichts, aber auch nicht die sanfteste Berühung gespürt!
Nairobbery hat den Pickpocket Test mit 1A bestanden! Herzlichen Glückwunsch !
Na dann, viel Spass an den zahlreichen Bankschaltern und Wechselstuben, lieber Taschendieb, mögen die Warteschlangen und Wartezeiten lang sein...

Breakfast im Arkland Palace Hotel

Am Dienstag schläft Mazungo bis um Neun, zieht sich missmutig an, schon ahnend, dass das Hotelfrühstück nicht so toll sein wird und schlürft an den finster dreinblickenden Jungs im Treppenhaus vorbei zum Frühstücksraum eine Etage tiefer, in welchem fast alle Tische von anderen Hotelgästen besetzt sind, allesamt schwarze Business Leute im Anzug und Krawatte, die geschäftlich "hello, hello" in ihr Handy schreien um den anderen zu bedeuten, dass auch sie wichtig sind.  
Nach ein paar Minuten Wartezeit in African Time, also ungefähr nach einer halben Stunde Weltzeit, bequemt sich eine unmotivierte kenianische Hotelfachangestellte, die wohl Pech beim morgendlichen Losentscheid hatte und den heutigen Frühstücksdienst absolvieren muss, meine kulinarischen Wünsche entgegen zu nehmen.
 „Hotel breakfast“, sage ich.
„Full breakfast“ ?
„Yes, please“, antworte ich ohne grosse Erwartungen, aber trotzdem hungrig und verfolge wie die anderen das kenianische Frühstücksfernsehen.
Der 65-jährige Yoweri Museveni, seines Zeichen seit 25 Jahren ugandischer Dauerpräsident und zzt. auf Besuch in Nairobi wird von einem kenianischen Reporter im Palmengarten seines Hotels befragt. 

Es geht um die politische Situation in Uganda, die Demokratie im Allgemeinen und um den Oppositionspolitiker Kizza Besigye, ehemaliger Leibarzt Musevenis und jetziger wichtigster Oppositionspolitiker Uganda´s, im Besonderen, der bei der letzten Wahl (18. Februar dieses Jahres) mit 26 zu 65 Prozent Museveni unterlag und bei einer Demo vor ein paar Wochen bei welcher die Menschen gegen die stetig höher werdenden Lebenskosten protestierten, von Sicherheitsleuten übel zusammengeschlagen, einem nassen Sack gleich auf einen Pickup zum Abtransport geworfen, und sich seitdem gezwungen sieht sich zu verstecken, welches Mr. President nun im kenianischen Fernsehen höhnisch kommentiert.

Als der Reporter daraufhin sagt, dass es nicht fair sei im Ausland, also hier in Kenia, über die heimatliche Opposition zu lästern, antwortet der Präsident doch tatsächlich mit diesem bemerkenswerten wenn auch wahren Satz.: „Yes, it is not fair, but that´s the way how we are" (…).
Ich musste, genauso wie meine afrikanischen Frühstücksleidensgenossen lachen, diese dreiste Wahrheit  sollte sich mal ein westlicher Politiker bei einem Fersehinterview trauen auszusprechen.

Dann kam das Thema aufs Öl, wie es scheint wurden in Uganda riesige Ölvorkommen gefunden die nun ausgebeutet werden sollen, wohl zur Lasten der Umwelt, aber Musevenis Wiederwahl in 5 Jahren scheint gesichert (...).
Endlich kommt mein Frühstück, welches aus 3 Scheiben ungetoastetem Toastbrot besteht, einem ungeschältem hartgekochtem Ei, die untere Hälfte einer durchgeschnittenen Banane, eine Tasse heisse Milch neben der ein Nescafepuderimitat im Beutel darauf wartet, befreit und ertränkt zu werden und ein Glas Mangosaft. 
Mazungo trinkt den Saft und nimmt sich das Ei und das Banänchen als Wegeproviant mit zurück aufs Zimmer.....

Dienstag, 17. Mai 2011

Room with a View...


Nairobbery...

Wenn der Reisende in Nairobi ankommt, tut er besser gut auf sein Gepäck, seine Gesundheit und auf sein Leben aufpassen.
Nairobbery, wie die Stadt auch genannt wird, kann man ohne Übertreibung als eine der gefährlichsten Städte in Afrika, neben Lagos und Johannesburg bezeichnen.
Wenn man aus dem Bahnhof heraustritt, sind sie schon um einen rum, die Schlawiner.
Aber diese Sorte kennt man schon, man ignoriert sie einfach und trottet weiter, am besten so als wisse man wohin man will.
Viele, sehr viele Leute, Grossstadt eben, man kann es mit Saigon vergleichen, nur in schwarz und gefährlich.
Ich laufe mit Kent, dem Japaner, den ich im Zug kennen gelernt habe zum benachbarten "Easy Coach" Busbahnhof um ein Ticket für den nächsten Tag zu kaufen. Auf dem vielleicht 10-minütigen Weg dahin werde ich mindestens ein halbes Dutzend mal angerempelt, spüre Hände an den Hosentaschen in welchen aber nichts drin ist denn ich habe vorgesorgt.
Mein Tagesrucksack trage ich vorne auf der Brust, mein Geld wird vom kleinen Mazungo weiter unten grimmig bewacht, meine heissgeliebte Swatch ist ausgezogen und versteckt.
Als wir uns durch ein Menschengwühl nach dem anderen hindurch gekämpft haben und endlich im Verkaufsraum der Busgesellschaft ankommen, bin ich vewundert, dass noch alles da ist.
Ich verabschiede mich von Kent, wir wollen abends zusammen essen gehen, was ich aber später wegen der unsicheren Lage absage. Nach Einbruch der Dunkelheit gehe ich nicht mehr vor die Tür.
Ich habe mich noch nie in einer Stadt, wo auch immer, so unwohl gefühlt wie in Nairobi. Permanent wird man angesabbert, tausend Tricks, gute wie schlechte werden angewandt um einem Geld abzuluchsen. Nach dem gemächlichen Mombasa ist Nairobi purer Stress.
Ich habe telefonisch im "Downtown Hotel" ein Zimmer für 2000 Schilling reserviert, das müsste ganz in der Nähe sein, aber es ist unmöglich einen Taxifahrer zu finden der einen unter 500 Schilling dahin fahren will. Mir sticht ein Hotel ins Auge, welches "Arkland Palace Hotel" heisst, im 3. Stockwerk eines Hochhauses und so erklimmt Mazungo, weil der Aufzug nicht funktioniert, die Stufen hoch zur Rezeption.
Im Treppenhaus lungern nicht sehr vertrauenserweckende junge Männer herum die finster gucken. Ich beschliesse hier nachts nicht hochzulaufen.
An der Rezeption hat eine äusserst hübsche und liebenswürdige Anny Dienst, ich flirte welches in Kenia bei den Damen immer gut anzukommen scheint und der aufgerufene Übernachtungspreis liegt bei nur 1400 Schilling für ein Singleroom inkl. Breakfast.
Anny bietet mir ein Zimmer im 8. Stock an, was ich wegen den nicht funktionierenden Fahrstühlen und dem beänstigendem Treppenhaus ablehne.
Aber die liebe Anny findet irgendwann ein Zimmer nur einen Stock höher, "not ready yet", meint sie, "in a few minutes, has to get cleaned first".
Ich nicke, schaue den Hotelprospekt an, der die neuen schönen Zimmer preist, "immediate hot water in the bathroom", DSTV-Flat-TV," free WIFI in the Room", ich bin überzeugt und verzichte wie sonst üblich, mir das Zimmer vorher anzugucken und handele einen "late check out" aus, so dass ich erst abends um 18 Uhr gehen muss, kurz bevor der Bus fährt.
"After few minutes waiting" (Afrika time), also nach einer guten Stunde Warterei (Rest der Welt), mit der ich mit Anny herum schäkere, ist dann das Zimmer ready, der Wächter von Securicor schleppt mein Gepäck einen Stock höher wo sich dann herausstellt, dass das Zimmer aber auch gar keine Ahnlichkeit what so ever mit den Bildern im Katalog hat.
Es ist abgewohnt, die Mauern beige schmutzig, eine Steckdose hängt traurig aus der Wand.
Ich gebe dem Wächter hundert Schilling Trinkgeld, es ist immer gut solche Leute auf seiner Seite zu haben.

Nachdem er weg ist stelle ich fest, dass das WIFI zwar funktioniert, aber niemand der aufzutreiben wäre, der das nötige Passwort kennt der Fernseher funktioniert auch nicht, sieht aber toll aus so als FlatTv an der Wand, im Badezimmer gibt es anstatt ein Licht nur lose Kabel die aus der Wand hängen. Um die Wasserleitung zum Duschkopf hin sind Elektro Kabel geschlungen, die Funken sprühen als ich den Wasserahn aufdrehe. Es dauert eine Weile bis ich mich traue zu duschen, habe es aber ohne Beschädigungen an Leib und Leben überstanden. Das Wasser war sogar heiss.
Das tollste an dem Zimmer ist die Aussicht, der nächtliche Geräuschepegel nicht so sehr.


Mittags gehe ich gegenüber essen, in eine der unzähligen Fish and Chips Restaurants. Es ist frisch draussen, mindestens 10 Grad kälter als in Mombasa, gefühlt ist es noch kälter.
Vor dem Eingang des Restaurants steht ein älterer Engländer, der mich sogleich ansabbert, mich die Treppe zum ersten Stock hinauf verfolgt, sich ungefragt an meinen Tisch setzt und sabbert, sabbert, sabbert, dass er nun 30 Jahre in Kenya lebe, jede Nacht eine andere Frau, will mir gute Tipps geben, Telefonnummern von Frauen, fragt wo ich wohne (Sheraton), wo ich herkomme (Lyon), was ich arbeite (Interpol), was ich in Nairobi tue (meeting with the police comissioner). Dann lässt er mich endlich in Ruhe, Mazungo isst seine fish and chips die vorzüglich schmecken und ist froh als er wieder in seinem Hotelzimmer ist, welches er nicht mehr verlässt, ausser vielleicht es würde brennen...

Mazungo goes Nairobi...

Am Sonntag um 18 Uhr steht Mazungo pünktlich mit seinem First Class Ticket in der Hand vor dem Bahnhof in Mombasa. Eigentlich wollte ich ja schon nach der Safari am Donnerstag fahren, "but the Train was broken" wie man mir mitteilte. 
Nun, die 3600 Schilling für die "First Class incl. Dinner and Breakfast" waren gut investiert, wie ich als ehemaliger Interrailer finde. Für die 530 km nach Nairobi braucht der Zug auch nur 15 Stunden, es geht auf Schmalspur bergauf und zwar von 18 M. über Meeresspiegel bis auf 5453 Ft, das müssten so 1662 Höhenmeter sein, wenn ich richtig umgerechnet habe, also ungefähr Schwarzwaldhöhe. Am Montag morgen pünktlich um 10 Uhr, kommen wir relaxed und frisch in Nairobi an und ab jetzt ist alles anders....



 



Da der Zug erst um 19 Uhr losfährt hat man noch Zeit auf der Plattform rumzugammeln und einen freiberuflichen Musiker finanziell zu unterstützen
Mein First Class Compartment, was ich ganz allein für mich habe



fehlt nur noch eine Zugabschnittsgeliebte....

zum schlafen muss sie dann allerdings "nach oben"

Mazungo im Speisewagen, so tuend, als würde er verträumt aus dem Fenster gucken


meine Mitreisenden, zwei Französinnen und eine Nairobierin

Kent aus Tokio
Susan und Andrew, das liebenswürdige und frischverheitatete Pärchen aus Ohio

Freitag, 6. Mai 2011

Einsamkeit, Zweisamkeit

Abends mache ich mich fein, ziehe meine lange Leinenhose und ein weisses Hemd an und um die Besonderheit dieses Samstagabends zu betonen, Socken und Schuhe.
Das erste Mal seit ich in Kenia bin, dass ich nicht in meinen indischen Trekkingsandalen herumlaufe.

Ich gehe ins "La Veranda", ein wunderschönes, elegantes Restaurant in Nyali, welches von einem italienischen Paar geleitet wird, in welchem die Gäste bei Kerzenlicht um einem gepflegtem Garten herum dinieren, zwischen Palmen und Mango Bäumen sitzend und wenn man nach oben schaut, ist der klare Sternenhimmel so beeindruckend nah, dass man am liebsten eine Leiter anlehnen und heraufsteigen würde um es sich in der afrikanischen Mondsichel bequem zu machen, die wie ein 70er Jahre Retro Sessel nur ein paar Armlängen über einem schaukelt.

Um diesen Abend perfekt werden zu lassen, bräuchte man nur noch einen geliebten Menschen mit am Tisch, am besten jemandem der einem ganz allein gehört, denn welcher Mensch möchte diese schmerzhafte Romantik schon alleine ertragen wollen.

Wenn dann noch feines Essen dazu käme und ein guter Wein, wäre es mit Wohlwollen der Götter sogar möglich, dass es einer dieser magischen Abende werden könnte, die auch noch Jahrzehnte später im Rückblick als "unvergessen", "einmalig" oder "unvergänglich" beschrieben werden, da diese im Leben so äusserst selten sind.

Aber ich bin alleine hier, an einem Tisch der neben einer Säule steht, hinter derer die Kellner ihre Brotkörbe und Teller abholen, die andern Gäste, vorwiegend ältere weisse Pärchen beobachtend, die sich im Schein der Kerzen angeregt unterhalten, sich gegenseitig den Wein einschenken oder den Brotkorb reichen.
Nicht weit von mir sitzt ein jüngeres Paar, um die dreissig Jahre alt schätze ich sie, die sich verliebt unterhalten.
Als leise italienische Openrmusik ertönt, weiss er die Klänge zu deuten, sagt: "it´s from Vivaldi, il prete Rosso" und seine Begleiterin, eine äusserst hübsche Brünette, und ich, wir sind gleichermassen beeindruckt.

Der freundlich beflissene Kellner bringt den Rotwein, eine Flasche Mineralwasser und ein Brotkorb mit geschnittenem Baguettebrot.
Der Wein schmeckt nicht gut, ich hätte den teureren Merlot wählen sollen und zu meiner Verwunderung ist auch das Brot alt, schlecht riechend, wahrscheinlich vom Tage vorher.

Der weitere Abend, für mich immer weniger perfekt werdend, weil wie nun befürchtet auch das Häufchen Spaghetti ein totaler Reinfall ist.
Die italienische Inhaberin tänzelt freundlich um die Tische, redet und schalkt ein paar Sätze mit ihren Gästen die alle zufrieden scheinen und ihr freundlich zunicken, geschmeichelt über die Aufmerksamkeit der Chefin, die den Katzentisch aber, sowie meine Blicke, geschickt kreiselnd ignoriert.

Vielleicht bin ich ja auch selber schuld denke ich enttäuscht, als ich beim Kellner die Rechnung frage, was fällt mir auch ein alleine hierher gekommen zu sein, nippe weiterhin an meinem Glas Wasser und dann plötzlich wird, als Ennio Morricones "Frienship & Love" Melodie erklingt, der Abend überraschenderweise doch noch zu einem magischen.

Als diese wundervollen Klänge, einfühlsam und leise, die Romantik noch romantischer werden lässt, sehe ich wie der Opernkenner es schafft diesen Abend in einen dieser unvergessenen, einmaligen und unvergänglichen zu wandeln, indem er in seine rechte Sakkotasche greift und ich ahne noch vor Ihr was nun passieren wird, eine Ringschachtel herauszieht, diese vor ihr aufklappt und ansetzt  seiner Angebetenen einen Heiratsantrag zu machen.
Er scheint seine Sache gut zu tun, hält seinen Antrag kurz ohne nach Worten suchen zu müssen, es ist rührend aber nicht peinlich, leider kann ich nur wenige Worte hören weil er zärtlich leise spricht, aber "Understanding", "Commitment" und "Love" sind Schlüsselwörter die zu verstehen sind.
Seine Brünette antwortet, "Yes, Darling, of course", hat Tränen in den Augen, so wie es sich gehört und auch ich bin hin und weg.

Ich denke zurück an damals, als mein Herz noch nicht schwarz und leer war und das Mädchen mit dem Pferdeschwanz mir in einer warmen klaren Sommernacht am Firmament den Weg zu einem Stern erklärte, unter dem ihr Land und ihre Heimat liegt.
Ich suche ihn so wie sie es tat, zuerst nach dem grossen Bären schauend, er steht fast senkrecht über mir, schwenke leicht nach Osten, entdecke das Sternenbild der Schlange und den dazugehörenden Schlangenträger, auf dem ich drei Sterne weiterzähle. Da müsste er eigentlich sein, der Alpha Ophiuchi, heller und kräftiger scheinend als die anderen, aber da ist nichts ausser Schwärze und Leere.
Vielleicht ist er erloschen, damals, als Kazuko´s Seele weiterreiste, zu jenem Ort, den die Japaner Amanohara nennen.

私は和子 あなたがいなくて寂しい











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Condomeria


Mazungo, dem es wieder gut geht, seine Frühstücks-Cornflakes löffelnd, abwechselnd den "Standard" lesend und CNN guckend, währenddessen ich den kleinen Mazungo weiter unten beschwichtigen muss, der mal wieder rum mosert, dass er "nicht deswegen aus seinem langen Winterschlaf erwacht sei", um hier in Afrika "nur rumzuhängen", wie er sich nongalant ausdrückt.

Ich seufze, er hat ja recht und so nehme ich mir vor heute abend auszugehen und was zu erleben.
Zuerst gut essen gehen, danach vielleicht noch einen gediegenen Cocktail schlürfen, später in eine Disco, dort wo Mädchen sind, mal wieder Alkohol trinken und flirten, Spass haben und sich als Mann fühlen.
Mein kleiner Freund, weiter unten nickt begeistert.

Auf Seite sechs des Standards lese ich, dass die "Condom-Crisis" in Kenia vorüber sei.

Wie es scheint sind vor ein paar Tagen 40 Millionen Kondome aus den USA eingeflogen worden, was den Bedarf der kopulierenden kenianischen Bevölkerung für eine Weile befriedigen dürfte.

Anhand der Zahlen im Artikel rechne ich nach.
Bei einem kenianischen Bedarf von 20 Millionen Kondomen im Monat und bei deren Herstellungskapazität von 12 Millionen ergibt das ein minus von 8 Millionen Kondomen, was bedeuten würde, dass die USA Care Hilfe für ca. 5 Monate reichen würde.

Wahrscheinlich werden sich alle frustrierten Bumsomatiker nun für die sicher wieder erwartenden Dürrezeiten eindecken wollen und mit 3 Kondomen pro Packung, die ja schon vor Tagen angekommen sind...vor Panik kann ich überhaupt nicht mehr weiterrechnen, wahrscheinlich gibts schon keine mehr.
Eile, eile, befiehlt der kleine Mazungo, wo er recht hat hat er recht, denke ich, schlüpfe eilig in meine Sandalen und laufe hoch in in die Apotheke im Nakumatt.

Hoffentlich haben die noch ein paar Schachteln, wenn auch überteuert als Notration für verzweifelte weisse Auslandsreinstecker zurückbehalten.
Keine zehn Minuten später stehe ich atemlos vor einer Glasvitrine hinter deren verschliessbaren Türen das kostbare Gut lagert. Zwei Marken stehen zur Auswahl: Durex (noch 4 Schachteln ) und Kamasutra (noch 3).
"Kamasutra is an Indian brand", sagt der junge Apotheker. They go by Size.
??
"Small, Medium, Large", meint er. "Which size do you have"?
Hmm, ich überlege kurz, wenn ich jetzt in Indien wäre, würde ich ohne zu zögern "Large" nehmen, die sollen ja relativ kleine Stifte im Gegensatz zu den Europäern haben. Afrikaner sind ja eher dafür bekannt grösser bestückt zu sein.
Ich entscheide mich für die goldene Mitte, was auch dem Apother zu gefallen scheint (wahrscheinlich hat er "Large") und kaufe alle vier Schachteln von Durex (Motto: Be Safe, Not Sorry) die unkomplizierter- und fairerweise nur einen Globalsize anbieten und zwei Schachtel Kamasutra. (Motto: Fun in Every Position). Was mann hat, das hat Mann.
Der kleine Mazungo (Motto: no glove, no love) ist beeindruckt und nach langer Zeit verstehen wir uns wieder gut.


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