Mittwoch, 30. März 2011

Mazungo goes shopping...

Mazungo, der sich in dem kleinen Ort Nyali befindet, gelegen im irgendwo zwischen Mombasa und dem Indischen Ozean, läuft die schmale schattenlose Strasse hinauf, die ihn zum Supermarkt "Nakumatt" führen wird.

Es gibt fast keinen Verkehr, nur ab und zu stört ein Motorradtaxi oder ein Matatu die wenigen Passanten die freundlich grüssend aneinander vorbeitrotten.
Es ist heiss und schwül, die Luft steht, keine Brise lindert die Anstrengung.

Villen, Hotels, Restaurants und Cafes säumen den Weg, auf deren schattigen Terrassen Touristen kühlende Getränke zu sich nehmen, geschützt hinter hohen Mauern an deren weissgetünchten Aussenwänden stehend schwarze Menschen kleben.
Dem erbarmungswürdigen Rastenden muss dieser unentgeltliche aber schmale Schatten ausreichen, da die hochstehende Äquatorsonne ihm nicht gestattet es sich bequem machen zu dürfen.

Es scheint üblich zu sein auch Unbekannte zu grüssen, so bin auch ich höflich, lächele und nicke zu, die Hand freundlich erhebend und immer wieder das einzige Kisaheli-Wort wiederholend welches ich bis dato gelernt habe: "Jambo".

Endlich bin ich angekommen, trete ein in eine angenehme Kühle, an den Wächtern vorbei, die die Schwarzen auffordern ihre Taschen abzugeben, den Mzungu aber unbehelligt passieren lassen.

Mazungo mag Supermärkte. Diese mögen zwar, vor allem für den Einheimischen der die Preise draussen auf dem Markt kennt und zu handeln weiss, teuer sein, aber der Tourist, der noch kein Gefühl für das Preisgefüge entwickeln konnte bekommt so seinen ersten Überblick.

Mazungo schlendert gemächlich durch die langen Reihen, es scheint alles zu geben, wie er es als Luxusburger gewohnt ist, die Preise sind allerdings teurer als in Europa, da die Cornflakes, die Nutella oder die Mandarinen importiert werden müssen.
Ich kaufe Soft-Drinks und Wasser, am Obst-Stand sechs kleine afrikanische Bananen, Joghurt und an der Brot-Theke ein Schokoladen-Croissant.
Die Verkäuferin würde es gerne in der Mikrowelle erwärmen, was ich noch verhindern kann, muss zuhause dann aber feststellen, dass dieses eine gute Idee gewesen wäre, weil das Croissant nämlich tiefgefroren ist.

Ich vergesse nach den Kondomen zu gucken, komme an einem Kühlschrank vorbei der soeben von einem Angestellten mit Bierflaschen gefüllt wird und als ich ihn frage, welches denn das beste Bier sei zeigt er auf eine Flasche "Tusker", grinst und sagt:
"If you like Tusker, you like Kenya, if you like Kenya you like Tusker"!
Ich entscheide mich für eine Flasche Tusker, was ihn ungemein freut, er sucht für mich unendlich lange nach der kältesten Flasche, und nachdem er sie endlich gefunden und in meinen Einkaufskorb gelegt hat, sagt er "give me five", ich denke er will Trinkgeld, aber er will nur Hände klatschen.

Ich bewege mich zu den Kassen hin, wo es leider keine Kassiererinnen sondern nur gestandene Mannsbilder gibt, die träge in den Stühlen hängen und weil es dauert bis Mazungo bezahlen kann, hat er Zeit ein Foto zu schiessen:


Am Vordereingang des Nakumatts, auf dem Parkplatz, steht eine Frittenbude und da Mazungo Hunger und Durst hat, bestellt er sich ein halbes Chicken mit Pommes, einen Salat und eine Cola, relaxt im Schatten der Sonnenschirme und beobachtet die kenianische Mittel-und Oberschicht wie sie mit Einkaufstüten beladen, noch schnell eine Pommes, ein Hotdog oder ein Eis essen, um dann klimatisiert in durchwegs neueren Autos der Mittel-und Oberklasse nach Hause zu fahren.




Ein Blickfang sind die Frauen. Egal ob jung oder alt, hübsch oder hässlich, dünn oder mollig, allesamt bewegen sie sich mit selbstbewussten Natürlichkeit und einem Stolz, ob angeboren oder angeeignet, vermag Mazungo nicht zu sagen, geschmackvoll angezogen, so, dass es eine Freude ist sie zu beobachten.

Ich reklamiere beim Kellner meine Cola und nach einer weiteren Ewigkeit ungeduldigen Wartens, muss ich hören, dass es kein Chicken mehr gäbe, aber ein Chickensandwich wäre noch da.
Mazungo nickt und wartet, schaut auf seine Uhr und der Kellner der mit einem nassen Handtuch abwechselnd Tische abwischt und Mücken verscheucht, überrascht mit diesem denkwürdigen Satz:
"You have the watch, and we have the time", sprichts, nimmt einen Teller mit übriggebliebenen Hühnerknochen die er mit einem geübten und eleganten Schwung unter die Frittenbude schleudert unter derer eine Katzenfamilie zwischen Haufen schon abgenagter Knochen auf neuen Nachschub wartet.


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Dienstag, 29. März 2011

Mombasa...the Beginning



Der natürliche Feind des Reisenden ist der Taxifahrer, insbesonders in Ländern wo Taxis keine Taxameter haben, und wenn, diese nicht eingeschaltet werden.
Das ist in Mombasa nicht anders.
Das alte Spiel des Handelns zwischen dem Reisenden, der unerfahren und müde ist und schnellstmöglich duschen und sich ausruhen will, gegen den erfahrenen und ausgeschlafenen Taxifahrer der weiss, dass jeden Tag ein neuer Depp aus dem Flugzeug steigt und bereit ist ihm das Zehnfache des marktüblichen Fahrpreises zu zahlen, kann aufs neue beginnen:

Mazungo eröffnet mit der sogenannten "Ich-brauch-euch-nicht"-Verteidigung, schlau kombiniert mit einer "Ich hab-viel-Zeit"-Taktik und tut so als würde er nach jemandem Ausschau halten der ihn abholen soll, aber zu spät dran ist.

Ich spaziere hin und her, an den Fahrern vorbei, abwechselnd suchend in die Ferne blickend und verstimmt auf die Uhr guckend um die aufgerufenen Mitfahrangebote mit einem stetigen "I wait for a friend to pick me up" abzuwehren.

Der Preisverfall geht erstaunlich schnell. Da sind die Thai-Taxifahrer schwerer zu knacken.
Die Konkurenz unter den Fahrern scheint gross zu sein und sie scheinen sich nicht, wie in Thailand üblich, untereinander abzusprechen.
Der erste aufgerufene Fahrpreis nach Mombasa liegt bei 3.000 Schilling (30 Euro), kurze Zeit später bei der Hälfte und es dauert nicht lange und wir sind bei realistischen 800 Schilling, also 8 Euro angelangt.
Das ist ein Preis der Mazungo gewillt ist zu zahlen, jetzt gilt es die Sonnenbrillen- und die Schnurrbartträger auszusortieren, da Mazungo aus Erfahrung weiss, dass dies die gefährlichsten dieses Berufsstandes sind, insbesonders wenn sie "Johnny" heissen.
Übrig geblieben ist ein älterer schmächtiger Kerl mit freundlichen Augen, der Kariah heisst und ich sage ihm, dass, falls mein Freund mich in den nächsten 10 Minuten nicht abholen würde, ich gerne mit ihm fahren würde.
Ich müsse noch schnell Geld holen und was trinken. Ob ich ihn auf einen kalten Drink einladen könne? Kariah lehnt dankend ab.
Am Flughafenausgang sind 2 Bankautomate, die Barclay´s Bank akzeptiert meine EC-Karte und spuckt 20.000 Schilling aus.
Es gibt ein kleine Terrasse, Mazungo setzt sich, trinkt eine Cola und sieht wie Kariah soeben von zwei weissen Mädels gebucht wird und mit denen abbraust.
So ist das Leben.

Am Nebentisch sitzen drei Deutsche, zwei von ihnen sind kurz vor ihrer Abreise und fliegen irgendwohin zur Safari und deren Freund der sie zum Flughafen gebracht hat, bietet sich an mich in die Stadt mitzunehmen.

Mazungo nimmt dankbar an, der freundliche Deutsche stellt sich als "Rudi" vor (Name auf seinen Wunsch hin geändert-die Red.) und wir fahren los nach Mombasa.
Rudi ist als Expat schon 13 Jahre in Kenia, mit einer Kenianerin verheiratet, hat eine kleine Tochter und arbeitet in der IT-Branche. 
Am Flughafenausgang bleibt er bei der Security stehen, hält 2 Hundertschilling-Scheine aus dem Fenter und ruft. "For Coffee".
Flinke schwarze Hände nehmen was sie kriegen können und wir fahren weiter.
Die vergessen niemanden der Ihnen Geld gegeben hat, erklärt Rudi, wenn ich das nächste mal wiederkomme wird es keine Probleme geben. Normalerweise darf man in diesen Sicherheitsbereich nämlich nicht hineinfahren.

Mazungo fragt sich ob die Al-Kaida bei der Sprengung der US-Botschaft vor ein paar Jahren in Nairobi auch so vorgegangen ist.
Mazungo beschliesst zu seinem Lieblingsthema zu wechseln, die Gesundheit und spricht die Gefahren der Malaria an. Wie die meisten Expats nimmt Rudi keine Malariaprophylaxe und hat in all den Jahren auch noch nie eine Malaria gehabt. Er klopft auf Holz.
Die Nebenwirkungen der Prophylaxe können schlimmer sein als die Malaria selbst meint er und im Falle wo man erkranken würde, gäbe es eine Spritze und 3 Tage lang Tabletten. Dann sei die Sache überstanden.

Mazungo nickt, geniesst die Fahrt und die kühlende Aircon und beschliesst insgeheim doch lieber weiterhin sein Doxicyclin zu schlucken.
Der Verkehr ist zwar nicht so diszipliniert wie in Mitteleuropa aber doch viel angenehmer als zb. Vietnam, geschweige denn Indien.
Ab und zu hört man gelegentliches Hupen, der Verkehr ist ruhig und flüssig und wir kommen gut vorwärts, fahren am Hafen von Mombasa und am Nyali Cinemax Complex vorbei, passieren den einheimischen Markt wo man laut Rudi "fürn Appel und ein Ei" billig einkaufen kann, allerdings nur wenn man schwarz sei, da man als Weisser ohne Skrupel abgezockt und das "Hundertfache" zahlen würde.

Schon sind wir in der Nähe von Rudi´s Haus, hier gibt es einige Hotelresorts die Mazungo sich nicht leisten kann und einige Guesthäuser in der Nähe vom Nyali Nakumatt Shoppingcenter.

Beim Guesthouse "Nyali Chalets" bleibt Rudi stehen.
Mazungo fragt kurz bei seiner inneren Stimme um die 2. Meinung und beschliesst, dass er Rudi mindestens zu 80% trauen kann, lässt sein Gepäck in seinem Wagen und fragt an der Rezeption nach einem Zimmer.
Die freundliche Rezeptionistin stellt sich als Margret vor, der aufgerufene Preis für die Übernachtung sei 4000 Schilling.
Ich handle auf die schnelle auf 3000 Schilling herunter, mehr Zeit habe ich nicht weil das 20%-Risiko hinterher keine Gepäck mehr zu haben überproportional zur verstrichenen Zeit stetig steigt und Rudi´s (Un)-Geduld eine unbekannte Variable in dieser Formel ist.
Ob ich die Unterkunft denn vorher nicht sehen wolle? fragt ungläubig die Margret.
Sie ist wohl an kompliziertere Gäste gewöhnt. "Not neceassary" sage ich, stürme wieder auf die Strasse, Rudi und meine Sachen sind noch da, ich bedanke mich recht herzlich bei ihm, er gibt mir noch seine Telefonnummer bevor er zu Frau und Kind rauscht.
Margret führt mich durch einen schönen Garten am Pool vorbei zu meinem Chalet.
Es geht eine Wendeltreppe hoch zum ersten Stock, eine Terrassentür dient als Eingang und meine Unterkunft entpuppt sich als grosses 2 Zimmer-Appartment inkl. Wohnzimmer mit Sofa und Flachbildfernseher, Küchenzeile mit Gasherd, ein grosser Kühlschrank und ein Deckenventilator der munter seine Runden dreht.
Das Schlafzimmer hat ein bequemes Doppelbett, im Gegensatz zu Thailand ist nur ein kleiner Spiegel gegenüber dem Bett, einen Wandschrank, den man, wie auch die Schubladen im Schreibtisch leider nicht abschliessen kann, ebenfalls ein Deckenventilator, sowie eine Klimaanlage über dem Bett.
Das Bad hat eine Dusche, "with hot water" wie Margret stolz meint, dann zeigt sie mir noch das zweite Schlafzimmer das ich bitte nicht benutzen soll, sonst müsse ich mehr zahlen, was ich Ihr sogleich hoch und heilig versprechen muss und dann bin ich endlich allein.
.
Mazungo versucht eine Ewigkeit den Fernseher zu starten, gibt schliesslich auf nachdem er alle Knöpfe und Schalter die er finden kann gedrückt hat, schaltet die Klimaanlage im Schlafzimmer ein und will sich nur kurz "für ein paar Minütchen" hinlegen....

Nach ein paar Stunden wache ich auf weil in meinem Wohzimmer geschossen wird.
Auf Aljazeera wird soeben Gaddafi zugebombt. Durch das Ziehen des Fernsehsteckers kehrt Ruhe ein. 
Von solch einer schnellen Lösung kann Gaddafi nur träumen.

Bedrohliches Zischen und Rumpeln, aus meiner Küchenzeile kommend, kündigt kommendes Unheil an.
Ich verbrenne mir die Finger an der Spüle, das Blech ist glühend heiss. Die Holztüren darunter auch die
ich mit spitzen Fingern öffne und entdecke dahinter einen uralt-Boiler, mindestens so alt wie Methusalem.

Anders als Methusalem hat dieses Ding aber Feuer unter dem Arsch und das nicht zu knapp.
Aus einem Ventil entströmt extrem heisser Wasserdampf und ich muss an den Film, die "Feuerzangenbowle" denken.
Ich habe im Internet nachgeguckt um die berühmte physikalische Erklärung des Berliner Lehrers Brömmel korrekt wiedergeben zu können:
  „Wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns janz dumm. Und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jroße, schwarze Raum, der hat hinten und vorn e Loch, dat eine Loch, dat ist de Feuerung. Und dat annere Loch, dat krieje mer später." 
Als ich bemerke, dass aus dem anderen Loch, welches Herr Brömmel leider nicht erklärt hat, immer stärker werdender Wasserdampf entweicht und die Gasflasche für den Herd nur einen knappen Meter daneben steht und es allerhöchstens nur noch ein paar Sekündchen dauern könne "bis mir alles um die Ohren fliegt", sprinte ich zur Rezeption.
Margret wurde durch den Nachtwächter ersetzt, der ziemlich lange braucht um zu verstehen was dieser aufgeregte, wild gestikulierende Weisse der zudem nur Unterhosen anhat von ihm will. 
Erst als Mazungo droht ihn an der Hand zu nehmen und zu seinem Apartment zu schleifen, kommt er widerwillig mit. 
Ich hätte ihn fast dieTreppe hochgeschubst so langsam war er. Er ging hinein, einen Wegweiser zu Methusalem brauchte er nicht, er musste nur dem Zischen und Rumpeln folgen.
Ich zog es indessen vor draussen stehen zu bleiben, da hing praktischerweise auch ein Feuerlöscher. 
Sobald er als lebendige Fackel rausgestürmt kommt werde ich ihm das Leben retten indem ich ihn erst mit dem Ding besprühen und ihn dann in den Swimming-Pool stossen werde. 

Hoffentlich zahlt meine Haftpflichtversicherung ("La Luxembourgeoise"-Zu gudder Lescht, dach di Bescht) den gesamten Schaden, sonst werde ich zeitlebens aus dem kenianischen Knast nicht mehr herauskommen. 
Nach einer kleinen Ewigkeit ruft mich der Wächter herein. 
Streng schaut er Mazungo an und zeigte auf den "Heater"-Schalter neben der Badezimmertür.
"Just switch to "ON" 10 minutes before you take a ahower", befiehlt er, "Not more then 10 minutes"!


Ich nicke artig, ich werde diese Höllengeburt zeitlebens auf "OFF" lassen. 
Methusalem braucht noch eine Nacht bis er endlich aufhört bösartig zu zischen und zur Ruhe zu kommen. 

Nach dem Schreck ist Mazungo hellwach, er braucht einen Drink, zieht sich an und geht einkaufen.




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Sonntag, 27. März 2011

Jambo Mombasa....die Ankunft

Pünktlich und sanft war die Landung in Mombasa und wir parken ein neben einer fetten Boeing 747 der Corsair.
Mazungo packt seine sieben Sachen, vergisst seine Lesebrille und weiss nicht wohin mit seiner Winterjacke. Die Luftfeuchtigkeit treibt den Schweiss aus den Poren und der Marsch die Gangway hinunter übers Rollfeld und durch den unklimatisierten Flughafen zur Passkontrolle ist anstrengender als ein Saunagang.
Viele schwarze Menschen stehen herum und haben anscheinend sonst nichts zu tun als weisse Menschen zu beobachten die Gepäck schleppen. Erinnert mich an den Luxemburger Hauptbahnhof abends um Neun.
Da die Korsen vor uns eingetroffen sind, ist die Warteschlange vor der Immigration ziemlich lang.
Die Brühe läuft Mazungo herunter, es ist schwierig in dieser Waschküche durchzuatmen.
Die Einreiseformulare, sorgfältig ausgefüllt, und mein teuer erkaufter 50 Dollarschein sind klitschnass.
Über den Schaltern hängen die Eintrittspreise. 25 USD oder 20 Euro kostet das Single Visum, gültig für 3 Monate. Es kann also auch mit Euro bezahlt werden.
Mazungo ist erleichtert, dass das Geld reicht.
Ein Flughafenangestellter läuft durch die Reihen und ruft immer wieder "Lost and Found".
Er hält zirka ein halbes Dutzend Winterjacken in die Höhe und...Mazungos Lesebrille!

Ich melde mich, idendifiziere meine Brille und muss nur dreimal bestätigen, dass ich sicher bin, dass es wirklich die meinige ist und schon kann Mazungo wieder Buchstaben lesen.
Die Jacken holt niemand ab.

Ich frage den "Lost and Found Angestellten" ob ich ihm meine Jacke auch geben dürfe, gerne geschenkt.
Er lacht und meint: " "We have to many of them, thousands and thousands". "What are you doing with them"?, frage ich ihn neugierig. "Oh, they come in a big room, where they have to wait very sadly until next winter or for their owners to pick them up". "Thats usally just before their flight back home".
Eine sehr gute Idee wie Mazungo findet.

Vor mir steht ein junger Deutscher. Er hat ebenfalls Last-Minute gebucht und hat ebenfalls noch keine Unterkunft. Ich frage Ihn ob wir uns ein Taxi nach Mombasa teilen. Er ist einverstanden. Er ist aus Bitburg. Als ich sage, dass ich aus Echternach bin, verzieht er das Gesicht.
Nachdem er vor mir die Passkontrolle passiert hat, ist er weg. Ich soll ihn nicht mehr wiedersehen. Luxemburger scheinen in der Eifel nicht sehr beliebt zu sein.
Die Passkontrolle ist freundlich und läuft ohne Probleme ab. Auf dem Gepäckband dreht meine Tasche ihre Runden.
Ein Deutscher im Safar-Look schreit herum. Er vermisst sein Gepäck und schimpft über Condor.

Mazungo würde ihn gerne fragen ob er in Frankfurt bei einer verwirrten Blondine eingescheckt hat, aber er lässt keine Fragen zu, hat auf Schimpfmodus geschaltet und so kann ich ihm nicht den Tipp geben bei Condor in Tanzania anzurufen.

Mazungo schnappt sich seine Tasche, wird nicht mehr kontrolliert, ignoriert die Wechselschalter am Flughafenausgang und schreitet hinaus in die brütende Hitze Afrikas.


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Samstag, 26. März 2011

Warum "Mazungo"?

Weil ich gefragt wurde was die Bedeutung von "Mazungo" sei und warum ich mich so benenne, hier ein paar Erklärungen dazu:
Mein richtiger Vorname ist Robert, enweder Roby genannt (in Luxemburg) oder Robert (Robär) in Deutschland. In Thailand können (oder wollen sie nicht) das "R" aussprechen und es nervte mich andauernd "Lobelt", " Hobelt" oder "Obelt" gerufen zu werden.
Merkwürdigerweise können die Thailadies aber sehr gut: "Darrrling" sagen. Das tun sie gerne um sich den richtigen Namen nicht merken zu müssen. Irgendwann rief  mich meine Thaifreundin mit dem Spitznamen "K(r)ai Tom" (K(r)ai=Ei und Tom= hart gekocht) also "hartgekochtes Ei".
Das sollte angeblich daher kommen, dass mein Kopf so aussehe wie ein hartgekochtes Ei. Das konnte ich nun überhaupt nicht nachvollziehen ;-), und ich wehrte mich noch einige Zeit gegen diesen Namen, aber wie man weiss, kann man sich sehr schlecht gegen "Nicknames" wehren. Irgendwann hatte ich mich daran gewöhnt nach einem Ei gerufen zu werden, es gibt schlimmeres finde ich und nach einigen Monaten stellte ich mich selbst bei neuen Bekanntschaften als "Krai Tom" vor. Ein guter Eisbrecher wie ich finde und immer einen Lacher wertgewesen. Ich bin allerdings noch immer nicht davon überzeugt dass mein Kopf eine Eierform hat, aber bitte vergleicht doch selbst:




Natürlich können die Afrikaner das "R" aussprechen aber ich finde es nicht schlecht unter Pseudonym zu schreiben. Kai Tom geht natürlich in Afrika gar nicht, wenn aber jemand zufällig wissen sollte was "hart gekochtes Ei" auf "Kisuaheli" heisst, bitte geniert euch nicht die Kommentarfunktion zu benutzen.
Die ist jetzt endlich freigeschaltet (habe soeben erst herausgefunden wie das funktioniert) und ich freue mich natürlich über jeden Kommentar der nichts mit meiner Kopfform zu tun hat ;-)

In Ost-Afrika werden die weissen Männer "Mzungu" genannt. Das seht für "big white Man".
Finde ich ziemlich passend und ich habe daraus "Mazungo" gemacht. Was nun "kleiner dicker verschwitzter weisser Mann" heissen möge, habe ich noch nicht herausgefunden. Würde noch besser passen ;-)

Ich hoffe mein Blog gefällt! Bald geht es dann auch los mit Posts aus Kenia. 

Robert alias Roby alias "Kai Tom" alias "Mazungo "

Freitag, 25. März 2011

Kilimandjaro am 23. März um 05:47 (MEZ)

Der Flug....

Der Condorflug in einer neuen und modernen Boeing 767 war sehr angenehm.
Mazungo freute sich sehr über seinen bequemen Fenstersitz mit viel Beinfreiheit, dem fehlenden Sitznachbarn, über den Sekt als Willkommensdrink (Fürst v. Metternich) und die Zeitschriften (Spiegel, Focus, Stern).
Als Geschenk gab es noch ein kleines blaues Condor-Täschchen, die Schlafbrille, Kopfhörer, Zahnbürsten-Set, ein paar blaue Socken mit Condor-Aufdruck (!) und ein Paar Ohropax enthielt.
Ich suchte nach Kondomen, aber das wichtigste haben sie wieder weg gelassen.
Erst als ich den den Schriftzug "Premium Class" auf dem Täschchen entdeckte fiel mir auf, dass ich in der Premium Class saß. Ups, ein Versehen der "Verwirrten Check-In Blondine" oder ein freiwilliges Upgrade ? Mazungo vermag es nicht zu sagen, hob aber sein Glas und trank auf die nette Dame.
Möge sie lange leben und immer bei bester Gesundheit bleiben und noch viele eincheckende Passagiere glücklich machen, so wie sie mich glücklich gemacht hat. Danke und Prost.
Auf dem Monitor wurde die Flugkarte angezeigt und die Strecke mittels gelben Strich angezeigt. Der Strich ging über das östliche Libyen, haarscharf an der ägyptischen Grenze vorbei, aber eindeutig über Libyen, über Benghasi um genau zu sein, was mich doch ein wenig verwunderte.
Müsste sich herumgesprochen haben, dass dort eine Flugverbotszone eingerichtet wurde und ich sprach den Steward darauf an (als Premium-Class Passenger darf man das). Kurze Zeit später machte der Kapitän seine Durchsage und erklärte die Flugroute. Mittelmeer (Griechenland, Ägypten , Sudan). Also doch nicht Libyen. Sehr beruhigend. Leider wurde später die Flugroute nicht mehr angezeigt weil permanent Spielfilme liefen. Zum Essen hatte man die Wahl zwischen Schweinefilet und Nudeln Arrabica. Nicht schwer zu erraten welche Wahl Mazungo traf. Das Fleisch war zart und hat sehr gut geschmeckt.
Als Schmankerl gab es als Dessert noch ein kleines Blaubeertörtchen. Sehr lecker. Auch das Frühstück mit noch warmen Croissants morgens um fünf war einfach nur perfekt.
Mazungo möchte in Zukunft nur noch Business fliegen. Sooo angenehm...

Kurz vor Landeanflug sah ich den Gipfel des Kilimandjaro im Sonnenaufgang. Das erste was ich von Afrika zu sehen bekam. Ich war so fasziniert ob dieser Schönheit dass ich nicht daran dachte meine Kamera aus dem Gepäck zu holen und ihn zu fotografieren. Ich holte es dann später nach dem Start nach.
Leider war Waschküchenwetter weil wir noch nicht über der Wolkendecke waren.
Die Zwischenlandung in Kilimandjaro war unglaublich sanft auf einer regennassen Landebahn. Nach einiger Zeit ging es schon wieder weiter. Mombasa ist nur noch 40 Minuten entfernt.

Mazungo stellt die Uhr auf Afrika, fotografiert den schneebedeckten Kilimandjaro und ist voller Vorfreude. 


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Donnerstag, 24. März 2011

Irrungen und Wirrungen am Flughafen (Teil 2)

Nachdem ich erfolgreich eingecheckt habe gibt es nur noch 2 wichtige Dinge zu erledigen.
Dollar und Kondome kaufen.
Ich habe im Internet die Meldung gelesen dass das kenianische Visum, welches man bei Ankunft in Momasa ausgestellt bekommt 50 USD kosten würde und auch nur in Dollar bezahlt werden könne.
Also muss Mazungo noch tauschen.
Die angesagten Kurse im Frankfurter Flughafen an  den Wechselstuben sind brutal.
1, 29 USD für einen Euro, obwohl der offizielle Kurs bei über 1.40 Euro steht. Das möchte Mazungo nicht.
In den asiatischen Flughäfen stehen im Transit, also hinter der Passkontrolle, internationale Bankautomaten von denen man USD ziehen kann. Da Mazungo annimmt, dass dies im Frankfurter Flughafen auch so sei, ignoriere er alle Wechselstuben und begibt sich zur Passkontrolle und in den Transit.

Dort suche ich einen internationalen Geldautomaten, finde aber keinen. Mist. Vielleicht beim Gate.
Da ich ja keine Gate-Nummer auf meiner Boarding Karte habe frage ich einen Lufthansa Mitarbeiter.

Der guckt in seinen PC und sagt: Mombasa ist C13, also auf zum Gate  C13.
Ein langer langer Gang muss durchlaufen werden. Nachdem ich ein Stück unterwegs bin, bleibt so ein  Elektro Gefährt, Typ Golfwagen, in denen eigentlich nur Körperbehinderte und/oder adipöse Amerikaner zum Gate gefahren werden, neben mir stehen. Ein netter braunhäutiger Typ fragt mit breitem Lächeln ob ich mitkommen will. "Isch auch gratis" meint er und grinst verschwörerisch.
Klar fahre ich mit, war mir aber bisher nicht bewusst dass ich schon in der adipösen Zielgruppe gelandet bin.
Mein neuer Freund heisst Assam, kommt aus Eritrea und als ich sage, dass ich nach Kenia fliege freut er sich ungemein. Schwärmt von dem Land, den Leuten, den Tieren und vor allem von den schönen Frauen. Als ich Ihn frage ob er schon oft in Kenia war, sagt er : "leider noch nie", aber eines Tages....
Ich erkläre ihm mein Problem, dass ich Dollar benötige und ob es eventuell internationale Geldautomaten gäbe? Als wir fast am Gate sind, begegnet er einen Kollegen, der uns sagt, dass da, wo wir hergekommen seien, links neben dem Duty-Free Shop eine Sparkasse sei wo es auch einen Geldautomaten gäbe der Dollars herausgibt.
Ich bin erleichtert und der freundliche Assam fährt mich die elendig lange Strecke zum Duty Free auch wieder zurück. Wir verabschieden uns mit Handschlag. Ihn zu fotografieren sei leider nicht erlaubt. Weg ist er und ich bin wieder da wo ich hergekommen bin, suche Sparkasse, suche Geldautomat, frage Polizisten, Duty-Free Mitarbeiter und eine türkische Putzfrau. Ich kann jetzt mit 100% Gewissheit sagen dass es in diesem Transitbereich definitiv keinen Geldautomaten gibt. Auch keinen mit Euros.
Bleibt nur die einsame Wechselstube. Ein freundlicher junger Mann klärt mich auf, dass der Wechselkurs
1, 29 sei. EC-Karte sei auch okay. Ich gebe ihm meine EC-Karte die der Computer nicht annimmt. Nicht zulässig erscheint auf dem Display. Nein, nur deutsche EC-Karten werden von unser Bank angenommen klärt er mich auch. Und das in einem internationalen Flughafen. Den Namen der Bank kann ich nirgends sehen. Schweren Herzens gebe ich ihm meinen 50 Euro Schein. Nun kann ich mir keine Kondome mehr kaufen.
Er soll mir so viele Dollars geben wie möglich. Er murmelt Zahlen, tippt und tippt in sein Taschenrechner. Er scheint interessiert zu sein wo es hingeht. Wir halten small talk und reden über Kenia. Dort soll es so schöne Frauen geben meint er und legt mir die Dollars hin, habe schon lange vergessen was ich eigentlich von ihm kriegen müsste, stecke die Scheine ein und werfe die Quittung in den nächsten Mülleimer.
Meinen Freund Assam verpasse ich leider um ein paar Sekunden, er fährt soeben mit 3 fröhlichen Chinesen ohne Kontrabass zum Gate 13 wo ich jetzt hinlaufen darf. Die Strecke kenn ich ja jetzt.
Ich bin trotz Laufbänder fast fünfzehn Minuten unterwegs. Auf halber Strecke kommt mir Assam wieder entgegen, wir winken uns zu und ich gebe ihm die wichtige Mitteilung mit auf den Weg, dass es defintiv keinen Geldautomaten da unten gibt.
Endlich bin ich am Sicherheitscheck vor Gate 13

Dort ist viel los. Zirka 100 geduldige Asiaten stehen in der Reihe vor mir um von unfreundlichen Sicherheitsmitarbeitern strenge, karge Anweisungen  entgegenzunehmen. Notebooks aus den Taschen nehmen, die Jacken ausziehen, alles was man in den Taschen hat in die grauen Plastik-Kisten legen usw.
Keine Freundlichkeit, kein Lächeln. In asiatischen Flughäfen undenkbar.
Die Chinesin vor mir ist ganz eingeschüchtert, als mit einem strengen Fingerzeig auf Ihr Gürtel gezeigt wurde und ihr auf hessisch befohlen wurde: "deen Gürdel och ausziehn).
Obwohl ich nix metallisches mehr an mir trage schlägt die Sicherheitsschleuse Alarm.
Mit "das sind die Zahnimplantate, sind aus Titan" versuche ich den Körpercheck abzuwehren. Hilft aber nix. Schuhe müssen aber nicht mehr ausgezogen werden.
Ich gucke auf einen Monitor um meine Gate-Nummer zu verifizieren. Da steht jetzt C4! Mist, ich bin falsch, wurde schlecht beraten kann ich nur sagen.
Frage die Sicherheitsleute um Rat. Da müssen Sie durch diese Tür wieder raus, zu Gate 4 und nochmal durch den Sicherheitsscheck.
Mazungo bekommt schlechte Laune, verlässt den Sicherheitsbereich und läuft wieder mal einen elendig langen Flughafengang entlang.
Ab und zu fahren Flughafenmitarbeiter mit Fahrrädern vorbei. Sie klingen höflich.
Eine Mitfahrgelegenheit ergibt sich aber nicht.
Der Flur wird immer dunkler bevor er vor dem C4 Sicherheitsscheck endet. Hier wird noch nicht gearbeitet. Tür geschlossen, keiner da, alles ist ruhig und liegt im Halbdunkeln.
Eine Afrikanerin mittleren Alters sitzt auf der Stuhlreihe und summt. Ich gehe an Ihr vorbei und setze mich hinter eine Säule. Ein paar Plätze weiter sitzt ein ungemein dicker Mann, dessen Bauch überlappend bis zu seinen Knien reicht. Er liest ein Buch und hat es sich bequem gemacht. Ich traue meinen Augen nicht als ich sehe, dass er keine Schuhe sondern Pantoffeln anhat. Er hat auch kein Gepäck.
Wahrscheinlich ist er kein Passagier, vielleicht ist er obdachlos oder er braucht einfach nur einen ruhigen Bereich wo ihn keiner hänselt und er in Ruhe lesen kann.
Da ist er hier richtig. Mazungo schaut auf die Uhr. Es ist 17 Uhr. Der Flug geht erst in 3 Stunden.
Ich schaue in mein Geldbeutel. Nur noch Kleingeld. 2,80 Euro um genau zu sein.
Ich zähle die Dollars. Zähle die Dollars nochmals. Es sind 57 USD.
Der Typ in der Wechselstube hat mir tatsächlich nur 57 Dollar für 50 Euro gegeben.
Wahrscheinlich hat er noch eine "Bearbeitungsgebühr" abgezogen. Mazungo ist wütend und hat keinen Bock mehr, ist müde, durstig und will nicht ohne Kondome nach Afrika fliegen.
Meine Schwester hatte mir zum Abschied den dringenden Rat  mitgegeben unbedingt Kondome mitzunehmen "weil es die in Afrika nur in "XXL" geben würde" und ich damit aussähen würde wie ein Elefantenrüssel mit Plastikstiefel" Ts.ts. ts. So sei es dann eben.

Ich döse und lese dann ein bisschen in meinem Lonely-Planet. Hinter der Säule sehe ich den Fuss der Afrikanerin ruhig hin und her wippen. Sie summt eine afrikanische Melody die mir gefällt. Mehr als den wippenden Fuss der in einem elegantem schwarzen Damenschuh steckt kann ich leider nicht von Ihr sehen.

Der Dicke keucht lesend vor sich hin. Seine Pantoffeln hat er ausgezogen. Mir ist langweilig, der Flur liegt noch immer im Halbdunkeln, es ist ruhig und man hört jeden Laut. Ich würde die Afrikanerin gerne fragen was das für eine Melody sie summt, lasse es dann aber weil ich sie nicht stören will.
Irgendwann taucht eine Asiatin auf und setzt sich ein paar Plätze neben mich. Sie fragt in schlechtem Englisch ob hier der Flieger nach Jamaika geht.
"This is Gate 4"?
"Yes, but the next flight will be to Africa", sage ich.
"Where are you from"?  frage ich die Asiatin und sie zeigt mir einen Jamaikanischen Pass. Ich frage Sie ungläubig ob Sie Jamaikanerin sei? "No, from North-Korea" sagt sie. Mazung ist leicht verwirrt.
Dann zeigt sie mir  Ihren Ticketausdruck. Montego Bay, 23. März, 14 Uhr 50.
Ich erschrecke zuerst weil ich denke dass ICH einen Tag zu spät dran bin. Heute ist doch der 22.März, oder?, frage ich den Dicken, aber der Pantoffelheld hat es nicht nötig zu anworten. Vielleicht weiss er auch nicht wie lange er sich schon zeitlos in dieser Twilightzone aufhält. Ich zeige der Asiatin meinen Reisewecker, der 22.März anzeigt.
Jetzt erschrickt sie und es dämmert ihr, dass sie eine Tag zu früh am Airport ist. Sehr merkwürdig. Wie um himmelswillen hat sie eine Boardingkarte gekriegt, wie durch die Passkontrolle gekommen, ist ein einchecken einen Tag vor dem Flug überhaupt möglich?
Sie steht auf, lächelt zum Abschied und entschwindet. Sie hat noch 21 Stunden im Frankfurter Flughafen vor sich. Möge die Zeit schnell vorübergehen.

Nach und nach trudeln immer mehr Passagiere ein. Dass sie nach Afrika wollen ist nicht schwer zu erraten. Safari-Look ist angesagt. Ein junges Pärchen kommt Hand in Hand. Er hat sich an Indiana Jones orientiert, sie an Laura Croft. Das Buschmesser und die Peitsche wurden ihnen wohl am Eingang abgenommen. Möglich auch, dass die beiden vom letzten Karnevalsumzug übriggeblieben sind und nur zurück nach Düsseldorf wollen.
Die ältere Generation, Typ rüstiger Rentner, ebenfalls gerne in Khaki, scheinen zu oft diesen Hardy Krüger Film gesehen zu haben ( Hatari!). Den Vogel schiesst aber Mr. Kugelbauch ab, fortan von mir Homer Simpson genannt. Er kommt seinen Trolley ziehend angekeucht, schaut sich um, und obwohl es viele leere Sitzreihen gibt, setzt er sich neben die Afrikanerin, die nun neben Kugelbauch und Säule eingeklemmt ist und vor Schreck augenblicklich aufhört zu summen.
Er labert sie augenblicklich auf deutsch an, Ihr ist jeder Fluchtweg abgeschnitten.
Ungefragt erzählt er sein Leben, dass er am Kilimandjaro lebe, nicht so heiss da, von den Schönheiten der Natur und den schönen Frauen. Er ist ein Laut-Redner, und es ist leider unmöglich ihn überhören zu können. Die Antworten der Afrikanerin sind leise und schüchtern, ich kann sie nicht verstehen, aber Ihr Fuss wippt schneller und schneller.
Die gute Frau ist gestresst und sie tut mir leid. "Ja", sagte Mr. Kugelbauch, "ich habe eine Frau, die ist 25 Jahre alt und ich bin 75"! Als ich 55 war war meine Frau ebenfalls 25...(bedeutungsschwere Pause)...wie habe ich das wohl gemacht ? (bedeutungsschwere Pause).
Dann gab er selbst die Antwort die keiner hören will: "Ich habe sie ausgetauscht als sie mir zu alt wurde". Schmutziges Lachen beendete seine Anekdote. Das Aufgestöhne seiner unfreiwilligen Zuhörer scheint er nicht wahrzunehmen.
Endlich kommen die Sicherheitsleute der Fraport und die Glastür öffnet sich. Passagiere sollen sich noch ein wenig gedulden bitte. Nur der dicke Pantoffelheld steht keuchend auf, jetzt erst sehe ich, dass er ein Badge trägt und er darf ungehindert in den Sicherheitsbereich eintreten.
Der wird ja wohl nicht als Security arbeiten?
Dann endlich dürfen wir Pasagiere durchleuchtet werden, diesmal keinen Alarm und alles geht schnell, freundlich und reibungslos.
In der kleinen Abflugwartehalle gibt es einen kleinen Kiosk. Hinter der Kasse thront Pantoffelheld. Das Rätsel ist gelöst. Das ist stimmig, hier gehört er hin. Seine Pantffeln stehen ordentlich aufgereiht neben der Kasse auf dem Boden. Ich habe Durst und will eine Dose Cola kaufen. 2,60 Euro plus 25 cent für den Pfand. 
Mir fehlen 5 cent und frage Pantoffelheld ob er kurz auf die 5 cent verzichten könne. Ich würde ihm die leere Dose gleich wiedergeben. Er antwortet nicht mal und zeigt stumm auf die "Capri-Sonne". 90 cent steht da. Ich überlege ob ich 2 Capri-Sonnen kaufen soll um sie ihm um die Ohren zu hauen.
Ich kaufe nichts, eine Stunde später wird der Flug aufgerufen. Mazungo steigt durstig in den Flieger.




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Äddi Lëtzebuerg...Guten Tag Frankfurt...Irrungen und Wirrungen am Flughafen (Teil 1)

Vorgestern saß ich noch ziemlich wehmütig in Luxemburg "op da Pless", genoss die 16 Grad in der Frühlingssonne und hatte überhaupt keine Lust irgendwohin zu fliegen wo es regnet und es Moskitos gibt.

Ich überlegte wie ich halbwegs unbeschadet aus dieser Nummer wieder rauskommen könnte, kam zu keinem befriedigendem Ergebnis, aß ein letztes Filet-American Brötchen, kaufte mir im Oberweis noch zwei Eclairs (Geschmacksrichtung Mokka) als Reiseproviant und nahm den Zug nach Frankfurt. Schöne Fahrt über Trier und Koblenz, am Rhein an der Lorelei vobei und überall wo es schön war, wäre ich am liebsten zum spazieren gehen ausgestiegen.

Als ich am letzen 3. November nach 3 Jahren Asien in Frankfurt ankam war es der letzte halbwegs warme Tag des Jahres. Der Winter kam früh und war bekanntlich ziemlich unangenehm.
Heute, bei Abflug am 22. März, ist der bisher schönste und auch wärmster Tag. Aber ich versuche es nicht persönlich zu nehmen, schreibe per SMS Abschiedsgrüsse an überraschte Freunde und an die Familie "dass ich heute noch" nach Kenia fliege "und nie mehr wiederkomme".

Der Zug rollt pünktlich unter dem Main/Flughafen ein und ich bin ruck-zuck mit der Rolltreppe oben am Check-Inn. "Zug zum Flug Check-Inn" heißt das Motto. Sehr praktisch. Nicht mehr nötig das entsprechende Terminal und den Check-Inn Schalter der Fluglinie zu suchen.

Die kleine Halle ist fast leer als ich eintrete. Ich scheine zu dieser Zeit der einzige Pax zu sein der hier einchecken will und so schauen mich 5 Angestellte hinter 5 Schaltern erwartungsfroh an.

Ich entscheide mich für eine ältere Blondine, lächele freundlich und lege ihr meine ausgedruckten LTUR Tickets und meinen Pass vor. Während Sie auf der Tastatur herumtippt und immer wieder "Condor, Condor" murmelt, wiege ich mein Gepäck. 10 Kg für die Tasche und 8 Kg fürs Handgepäck.
Ups, doch schwerer als ich gedacht habe. 12 kg sind normalerweise mein Limit was ich gewillt bin freiwillig durch die Gegend zu schleppen.
Blondchen scheint nun die Condor in Ihrem PC gefunden zu haben, denn nun ist mein Familienname den sie stetig murmelt. 
Leider wird sie dabei ständig von ihrem sich langweilenden Kollegen nebenan unterbrochen was ihre Konzentrationsfähigkeit erheblich stört. Er ruft Ihr Code-Wörter zu, nur für eingeweihte Insider bestimmt, wahrscheinlich witzige Beschreibungen über eincheckende Passagiere, welches sie wiederum bemüssigt herzhaft lachen zu müssen und anerkennende Blicke über diesen doch wieder mal so gelungenen Witz dem schalkhaften Kollegen zuzuwerfen.
Ich entschließe mich derweil gute Miene zum für mich unlustigen Spiel zu machen und konstruktiv an meinem erfolgreichen Check-Inn mitzuarbeiten indem ich Ihr immer wieder meinen Namen lächelnd und nickend bestätige.
Nach endloser Murmel-und Sucherei stelle ich dann die gefürchtete Frage die kein Passagier beim Check-Inn gerne stellt: "Gibt es ein Problem?" Ich finde Sie im Computer nicht, meint sie und als Ihr Kollege wieder mal ansetzen will etwas unglaublich Witziges zu sagen, werfe ich ihm den bösesten Blick zu, zudem ich imstande bin. Das scheint gewirkt zu haben, er bleibt stumm und hat augenblicklich an seinem PC zu tun. Blondchen greift derweil zum Telefon und ruft bei LTUR an, erklärt die Lage, dass der Herr Mazungo (Name geändert-die Red.) Tickets hätte, aber nicht auf der Pasagierliste sei. Um es kurz zu machen:
Es kommt zu einem guten Ende, das Gepäck-Etikett kommt auf die Tasche die langsam aber sicher auf dem Gepäckband nach hinten verschwindet.  Ich frage nach einem Fensterplatz hinten links in der Maschine und nach kuzer Sucherei im PC sagt sie mir, dass ich einen "guten Fenterplatz "gleich vorne" hätte. Ich sage, dass der beste Fensterplatz immer der ohne Nachbar sei, lächele so charment wie es geht, sie tippt noch einmal und ich habe tatsächlich später in der Maschine niemanden neben mir.
Aber es soll noch besser kommen, aber das verrate ich später.

Ich bedanke und verabschiede mich artig und sie wünscht mir einen guten Flug nach Tanzania. Moment mal, Tanzania? Entschuldigung, ich fliege nach Kenia. Selbe Ecke, aber anderes Land.
Die verwirrte Blondine springt auf und sprintet am Gepäckband meiner Tasche hinterher, fängt diese gerade noch ein bevor beide hinter den Kulissen verschwinden.
Auf die Schnelle versuche ich einen wahnsinnig witzigen Witz zu kreieren: Was ist eine blonde Fraport-Mitarbeiterin beim Afrika-Check-Inn? Eine Antilopen-Blondine auf dem Laufband.
Da ich nicht weiss ob das witzig ist behalte ich ihn lieber mal für mich. Insiderwitz halt.

Wir checken mochmals meine Tickets und ich erkläre Ihr, dass die 1. Destination Kilimandjaro für mich nur eine Zwischenlandung sei und dass es eine Stunde später nach Mombasa weitergeht. Ruckzuck findet sie mich im Computer. Geht doch. Mazungo und sein Gepäck dürfen nach Kenia fliegen und ich bekomme eine neue Bordkarte, Abflug-Gate steht allerdings noch nicht fest und wird später bekanntgegeben.
Hakuna Matata (es gibt keine Sorgen mehr).


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Dienstag, 22. März 2011

2 Tage (und 36 Jahre) später...

Mazungo hat gebucht. 228 Euro nach Mombasa hin-und zurück mir meiner Lieblingsairline, der Condor. Günstig und bequem. Vor allem günstig.
Heute abend um 20.15 Uhr startet der Flieger, eine Boeing 767 ab Franklfurt, was heisst dass ich schon in etwa 4 Stunden Luxusburg gen Osten verlassen muss
Mazungo freut sich und packt und packt und packt. Daraufhin stellt er fest, dass er das ganze Zeug unmöglich schleppen kann und packt alles wieder aus und fängt wieder von vorne an. So verging die letzte Nacht.
Ein Ritual das sich vor jeder grossen Reise zu wiederholen scheint, aber bei Abreise ist Mazungo sich dann sicher dass kein unnützes Zeug zuviel mitschleppt wird und alles Wichtige dabei ist. Da Mazungo überzeugter Hypochonder ist, ist das wichtigste natürlich die Medikamententasche.
Kaum ein Mittelchen was fehlt, das wichtigste bei dieser Reise ist natürlich die Malaria Prophylaxe. Monsieur le Docteur in der Travel Clinic im Centre Hospitalier hat mir Doxycyclin verschrieben.
Lariam, das Mittel der ersten Wahl muss man zwar nur einmal die Woche nehmen, ist sehr teuer und kommt für Mazungo nicht in Frage da es schwere Depressionen auslösen kann. Und wer will schon mit mit 15 kg Gepäck alleine im afrikanischen Busch stehen und weinen?
Doxycyclin, welches eigentlich ein Antibiotikum ist, muss man zwar täglich einnehmen, ist aber bei Mazungo die bessere Wahl, die Schachtel mit 20 Tabletten kostet hier in Luxemburg nur knapp über 4 Euro.

Schlafen kann ich hoffentlich im Flieger, ich denke, dass nicht viele Passagiere an Bord sein werden, in Ost-Afrika hat nämlich die grosse Regenzeit angefangen und es regnet jeden Tag. Hier ist Frühlingsanfang. Wieder ein Frühling den ich nicht erleben werde. Ich habe den Hang zum antizyklischen Reisen.

Ganz schön blöd. Heute vor 3 Jahren bin ich, ebenfalls im März, nach Thailand geflogen und die extreme asiatische Luftfeuchrigkeit im Sommer hat mir das Leben schwer gemacht.

Aber pünktlich zum Monsum war ich dann Juli letzen Jahres in Indien wo ich mich durch die Wassermassen kämpfen musste. Die Dengue Epidemie die gerade kursierte hat auch nicht gerade zur besseren Laune beigetragen.
Den letzten Winter, einer der kältesten und schneereichsten der letzten Dekade, durfte ich dann in meiner  Kellerwohnung in Luxemburg überstehen. Tja und jetzt kommt der Frühling und ich reise in die "grosse Regenzeit". Antizyklisch eben. Und pünktlich zum Herbst werde ich wieder hier sein.... ;-)


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Mazungo im Cockpit der Cargolux DC-8 unterwegs nach Ouagadougou (1976)

Montag, 21. März 2011

Traum eines 11-Jährigen...

Keine Comic-Hefte meiner Kindheit haben mich jeher so fasziniert wie die Alben von Hergé : "Tintin, on a marché sur la lune" und "Tintin au Congo".

Ich glaube es sind die einzigen Bücher die ich je freiwillig auf französich gelesen habe (allerdings hat das auch keine Verbesserung meiner Schulnoten in Französisch gebracht-nicht wahr Monsieur Kauthen?!), aber dass Tintin auf deutsch "Tim", Milou "Struppi" und die doofen Polizisten Dupond&Dupont als Schulze&Schulze benannt wurden, das durfte für mich nicht sein.

Tja, dass ich den Mond nie erreichen würde, war mir schon als 11-jähriger bewussst...aber AFRIKA.....dunkel, geheimnisvoll, mystisch, gefährlich, faszinierend, war für einen 11-jährigen nur halb so weit weg wie der Mond und es war klar: Alles, nur eine Frage der Zeit.

Die (leider bisher einzige) Reise nach Afrika kam dann schneller als gedacht.
Mein (Stief)-Vater Pol, seinerzeit bei der Cargolux, nahm mich als 13-jähriger 1976 mit auf eine kurze und anstrengende, aber schöne Reise nach Burkino Faso (damals noch Obervolta) und in den Senegal.

Auf die Jagd begaben wir uns filmisch. Ich erinnere mich wie wir uns in Ougadougou bei einem Taxifahrer nach "wilden Tieren" erkundigten und der uns daraufhin in den städtischen Zoo fuhr wo wir ein faules Nilpferd im Sumpfloch angucken und filmen durften.

Ich lernte in der Steppe in einem gelben R5 das Autofahren und auch wie man auf einem Kamel sitzt ohne herunterzufallen.
Ich bekam kurze Einblicke wie man korrupte Polizisten besticht (Filmen und fotografieren war seinerzeit unter der Militärdiktatur in Obervolta verboten) und in den örtlichen Handel (Tausch unseres Taschenrechners gegen 2 afrikanische Holzfiguren).
Ein gutes Geschäft meinte stolz der Pol und machte abends einen Rundgang durch die Nightclubs von Dakar während ich in seiner Abwesenheit in sein "Penthouse" gucken durfte (natürlich wegen der Artikel...).

Seitdem bin ich nicht mehr in Afrika gewesen. Die Sehnsucht ist geblieben. Es wird Zeit. Ich bin 47.


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