Dienstag, 29. März 2011

Mombasa...the Beginning



Der natürliche Feind des Reisenden ist der Taxifahrer, insbesonders in Ländern wo Taxis keine Taxameter haben, und wenn, diese nicht eingeschaltet werden.
Das ist in Mombasa nicht anders.
Das alte Spiel des Handelns zwischen dem Reisenden, der unerfahren und müde ist und schnellstmöglich duschen und sich ausruhen will, gegen den erfahrenen und ausgeschlafenen Taxifahrer der weiss, dass jeden Tag ein neuer Depp aus dem Flugzeug steigt und bereit ist ihm das Zehnfache des marktüblichen Fahrpreises zu zahlen, kann aufs neue beginnen:

Mazungo eröffnet mit der sogenannten "Ich-brauch-euch-nicht"-Verteidigung, schlau kombiniert mit einer "Ich hab-viel-Zeit"-Taktik und tut so als würde er nach jemandem Ausschau halten der ihn abholen soll, aber zu spät dran ist.

Ich spaziere hin und her, an den Fahrern vorbei, abwechselnd suchend in die Ferne blickend und verstimmt auf die Uhr guckend um die aufgerufenen Mitfahrangebote mit einem stetigen "I wait for a friend to pick me up" abzuwehren.

Der Preisverfall geht erstaunlich schnell. Da sind die Thai-Taxifahrer schwerer zu knacken.
Die Konkurenz unter den Fahrern scheint gross zu sein und sie scheinen sich nicht, wie in Thailand üblich, untereinander abzusprechen.
Der erste aufgerufene Fahrpreis nach Mombasa liegt bei 3.000 Schilling (30 Euro), kurze Zeit später bei der Hälfte und es dauert nicht lange und wir sind bei realistischen 800 Schilling, also 8 Euro angelangt.
Das ist ein Preis der Mazungo gewillt ist zu zahlen, jetzt gilt es die Sonnenbrillen- und die Schnurrbartträger auszusortieren, da Mazungo aus Erfahrung weiss, dass dies die gefährlichsten dieses Berufsstandes sind, insbesonders wenn sie "Johnny" heissen.
Übrig geblieben ist ein älterer schmächtiger Kerl mit freundlichen Augen, der Kariah heisst und ich sage ihm, dass, falls mein Freund mich in den nächsten 10 Minuten nicht abholen würde, ich gerne mit ihm fahren würde.
Ich müsse noch schnell Geld holen und was trinken. Ob ich ihn auf einen kalten Drink einladen könne? Kariah lehnt dankend ab.
Am Flughafenausgang sind 2 Bankautomate, die Barclay´s Bank akzeptiert meine EC-Karte und spuckt 20.000 Schilling aus.
Es gibt ein kleine Terrasse, Mazungo setzt sich, trinkt eine Cola und sieht wie Kariah soeben von zwei weissen Mädels gebucht wird und mit denen abbraust.
So ist das Leben.

Am Nebentisch sitzen drei Deutsche, zwei von ihnen sind kurz vor ihrer Abreise und fliegen irgendwohin zur Safari und deren Freund der sie zum Flughafen gebracht hat, bietet sich an mich in die Stadt mitzunehmen.

Mazungo nimmt dankbar an, der freundliche Deutsche stellt sich als "Rudi" vor (Name auf seinen Wunsch hin geändert-die Red.) und wir fahren los nach Mombasa.
Rudi ist als Expat schon 13 Jahre in Kenia, mit einer Kenianerin verheiratet, hat eine kleine Tochter und arbeitet in der IT-Branche. 
Am Flughafenausgang bleibt er bei der Security stehen, hält 2 Hundertschilling-Scheine aus dem Fenter und ruft. "For Coffee".
Flinke schwarze Hände nehmen was sie kriegen können und wir fahren weiter.
Die vergessen niemanden der Ihnen Geld gegeben hat, erklärt Rudi, wenn ich das nächste mal wiederkomme wird es keine Probleme geben. Normalerweise darf man in diesen Sicherheitsbereich nämlich nicht hineinfahren.

Mazungo fragt sich ob die Al-Kaida bei der Sprengung der US-Botschaft vor ein paar Jahren in Nairobi auch so vorgegangen ist.
Mazungo beschliesst zu seinem Lieblingsthema zu wechseln, die Gesundheit und spricht die Gefahren der Malaria an. Wie die meisten Expats nimmt Rudi keine Malariaprophylaxe und hat in all den Jahren auch noch nie eine Malaria gehabt. Er klopft auf Holz.
Die Nebenwirkungen der Prophylaxe können schlimmer sein als die Malaria selbst meint er und im Falle wo man erkranken würde, gäbe es eine Spritze und 3 Tage lang Tabletten. Dann sei die Sache überstanden.

Mazungo nickt, geniesst die Fahrt und die kühlende Aircon und beschliesst insgeheim doch lieber weiterhin sein Doxicyclin zu schlucken.
Der Verkehr ist zwar nicht so diszipliniert wie in Mitteleuropa aber doch viel angenehmer als zb. Vietnam, geschweige denn Indien.
Ab und zu hört man gelegentliches Hupen, der Verkehr ist ruhig und flüssig und wir kommen gut vorwärts, fahren am Hafen von Mombasa und am Nyali Cinemax Complex vorbei, passieren den einheimischen Markt wo man laut Rudi "fürn Appel und ein Ei" billig einkaufen kann, allerdings nur wenn man schwarz sei, da man als Weisser ohne Skrupel abgezockt und das "Hundertfache" zahlen würde.

Schon sind wir in der Nähe von Rudi´s Haus, hier gibt es einige Hotelresorts die Mazungo sich nicht leisten kann und einige Guesthäuser in der Nähe vom Nyali Nakumatt Shoppingcenter.

Beim Guesthouse "Nyali Chalets" bleibt Rudi stehen.
Mazungo fragt kurz bei seiner inneren Stimme um die 2. Meinung und beschliesst, dass er Rudi mindestens zu 80% trauen kann, lässt sein Gepäck in seinem Wagen und fragt an der Rezeption nach einem Zimmer.
Die freundliche Rezeptionistin stellt sich als Margret vor, der aufgerufene Preis für die Übernachtung sei 4000 Schilling.
Ich handle auf die schnelle auf 3000 Schilling herunter, mehr Zeit habe ich nicht weil das 20%-Risiko hinterher keine Gepäck mehr zu haben überproportional zur verstrichenen Zeit stetig steigt und Rudi´s (Un)-Geduld eine unbekannte Variable in dieser Formel ist.
Ob ich die Unterkunft denn vorher nicht sehen wolle? fragt ungläubig die Margret.
Sie ist wohl an kompliziertere Gäste gewöhnt. "Not neceassary" sage ich, stürme wieder auf die Strasse, Rudi und meine Sachen sind noch da, ich bedanke mich recht herzlich bei ihm, er gibt mir noch seine Telefonnummer bevor er zu Frau und Kind rauscht.
Margret führt mich durch einen schönen Garten am Pool vorbei zu meinem Chalet.
Es geht eine Wendeltreppe hoch zum ersten Stock, eine Terrassentür dient als Eingang und meine Unterkunft entpuppt sich als grosses 2 Zimmer-Appartment inkl. Wohnzimmer mit Sofa und Flachbildfernseher, Küchenzeile mit Gasherd, ein grosser Kühlschrank und ein Deckenventilator der munter seine Runden dreht.
Das Schlafzimmer hat ein bequemes Doppelbett, im Gegensatz zu Thailand ist nur ein kleiner Spiegel gegenüber dem Bett, einen Wandschrank, den man, wie auch die Schubladen im Schreibtisch leider nicht abschliessen kann, ebenfalls ein Deckenventilator, sowie eine Klimaanlage über dem Bett.
Das Bad hat eine Dusche, "with hot water" wie Margret stolz meint, dann zeigt sie mir noch das zweite Schlafzimmer das ich bitte nicht benutzen soll, sonst müsse ich mehr zahlen, was ich Ihr sogleich hoch und heilig versprechen muss und dann bin ich endlich allein.
.
Mazungo versucht eine Ewigkeit den Fernseher zu starten, gibt schliesslich auf nachdem er alle Knöpfe und Schalter die er finden kann gedrückt hat, schaltet die Klimaanlage im Schlafzimmer ein und will sich nur kurz "für ein paar Minütchen" hinlegen....

Nach ein paar Stunden wache ich auf weil in meinem Wohzimmer geschossen wird.
Auf Aljazeera wird soeben Gaddafi zugebombt. Durch das Ziehen des Fernsehsteckers kehrt Ruhe ein. 
Von solch einer schnellen Lösung kann Gaddafi nur träumen.

Bedrohliches Zischen und Rumpeln, aus meiner Küchenzeile kommend, kündigt kommendes Unheil an.
Ich verbrenne mir die Finger an der Spüle, das Blech ist glühend heiss. Die Holztüren darunter auch die
ich mit spitzen Fingern öffne und entdecke dahinter einen uralt-Boiler, mindestens so alt wie Methusalem.

Anders als Methusalem hat dieses Ding aber Feuer unter dem Arsch und das nicht zu knapp.
Aus einem Ventil entströmt extrem heisser Wasserdampf und ich muss an den Film, die "Feuerzangenbowle" denken.
Ich habe im Internet nachgeguckt um die berühmte physikalische Erklärung des Berliner Lehrers Brömmel korrekt wiedergeben zu können:
  „Wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns janz dumm. Und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jroße, schwarze Raum, der hat hinten und vorn e Loch, dat eine Loch, dat ist de Feuerung. Und dat annere Loch, dat krieje mer später." 
Als ich bemerke, dass aus dem anderen Loch, welches Herr Brömmel leider nicht erklärt hat, immer stärker werdender Wasserdampf entweicht und die Gasflasche für den Herd nur einen knappen Meter daneben steht und es allerhöchstens nur noch ein paar Sekündchen dauern könne "bis mir alles um die Ohren fliegt", sprinte ich zur Rezeption.
Margret wurde durch den Nachtwächter ersetzt, der ziemlich lange braucht um zu verstehen was dieser aufgeregte, wild gestikulierende Weisse der zudem nur Unterhosen anhat von ihm will. 
Erst als Mazungo droht ihn an der Hand zu nehmen und zu seinem Apartment zu schleifen, kommt er widerwillig mit. 
Ich hätte ihn fast dieTreppe hochgeschubst so langsam war er. Er ging hinein, einen Wegweiser zu Methusalem brauchte er nicht, er musste nur dem Zischen und Rumpeln folgen.
Ich zog es indessen vor draussen stehen zu bleiben, da hing praktischerweise auch ein Feuerlöscher. 
Sobald er als lebendige Fackel rausgestürmt kommt werde ich ihm das Leben retten indem ich ihn erst mit dem Ding besprühen und ihn dann in den Swimming-Pool stossen werde. 

Hoffentlich zahlt meine Haftpflichtversicherung ("La Luxembourgeoise"-Zu gudder Lescht, dach di Bescht) den gesamten Schaden, sonst werde ich zeitlebens aus dem kenianischen Knast nicht mehr herauskommen. 
Nach einer kleinen Ewigkeit ruft mich der Wächter herein. 
Streng schaut er Mazungo an und zeigte auf den "Heater"-Schalter neben der Badezimmertür.
"Just switch to "ON" 10 minutes before you take a ahower", befiehlt er, "Not more then 10 minutes"!


Ich nicke artig, ich werde diese Höllengeburt zeitlebens auf "OFF" lassen. 
Methusalem braucht noch eine Nacht bis er endlich aufhört bösartig zu zischen und zur Ruhe zu kommen. 

Nach dem Schreck ist Mazungo hellwach, er braucht einen Drink, zieht sich an und geht einkaufen.




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