Freitag, 2. September 2011

Dubai ? Dubai ??

Der Flieger der Air Arabia von Nairobi nach Sharjah ist ein moderner A320, frisch aus der Fabrikation kommend und noch neu riechend, dessen Cockpit- und Service Besatzung Europäer, und ihrem Akzent und den umgehängten Swissport Badges nach, Schweizer zu sein scheinen.
Der Flieger ist voll besetzt, die Mehrzahl Schwarzafrikaner, die in die "Vereinigte Arabische Emirate" (VAE) reisen um zu arbeiten sowie Inder die über den Sharjah Hub zu Besuch nach Hause fliegen. Das Boarding kann man schon als Zirkusnummer bezeichnen. Zuerst stürmen hektisch die Inder das Flugzeug, man will ja immer der erste sein, laufen lustig drauf los bis in die hinteren Reihen, stellen dann fest, dass ihr Sitzplatz aber vorne ist und treffen beim Zurücklaufen auf die Afrikaner, die im engen Gang stehen und ihre Boardingkarten studieren. Dummerweise verwechseln viele ihre Sitzplatznummer mit der Gate-Nummer, die ja bei allen gleich ist, nämlich die 12, woraufhin alle Passagiere in der Reihe 12, entweder schon sitzend oder noch stehend, die zahlreichen Applikanten abwehren oder eben sich ihren Sitzplatz erkämpfen müssen. Mit Django Asül, Roberto Blanco und Horst Schlemmer (als Flugbegleiter) als Clowns in den Hauptrollen wäre das der Hit bei "Stars in der Manege".
In dem ganzen Chaos dann die dauerlächelnden Stewardessen, die äusserlich sehr professionell Ruhe und Hilfsbereitschaft ausstrahlen, innerlich sich aber wohl verflucht haben, weil sie sich damals nicht bei der Swiss Air beworben haben. Ruckzuck haben wir schon 30 Minuten Verspätung.
Der Käpt´n macht seine Ansagen im Passagierraum vorne im Stehen vor den Passagieren, erklärt die Flugroute, entschuldigt die Verspätung und verspricht "schneller zu fliegen" und erzählt noch einen Witz den ich nicht verstanden habe. Dann stellt er noch die Stewardessen vor, insbesondere die Anja (Name geändert), die geheimnisvoll lächelt wenn ihr Name fällt und beim Kapitänswitz herzhaft aufgelacht hat.
Dann entschwindet Peter Lustig im Cockpit und nach einem "Gute-Und-Sichere-Reise-Gebet", ein Imam vom Tonband liest (singt) auf arabisch Suren vor, und dann endlich starten wir. Es ist ein fünfstündiger Flug, ich sitze vorne rechts am Fenster und bin am Verhungern, ich weiss schon gar nicht mehr wann ich zum letzen Mal etwas gegessen habe. Am Gang sitzt eine Kenianerin und zwischen uns in der Mitte ein verrückter Slovene mit wildem Bart im verschwitzten T-shirt und in kurzen verschmutzten Shorts. Er sei Afrika Experte und Forscher, erklärt er mir. Ich hätte lieber er wäre Hygieneexperte und würde die Tiefen und Abgründe seines Körpers mit einem Waschlappen erforschen, aber er scheint sich leider nicht über die positive Wirkung von Duschgel und Deo im klaren zu sein. Unter uns entschwindet Afrika, man sieht nur noch braune zerklüfftete Erdoberfläche, welche wohl Somalia zugehörig ist. Dann geht es über den Golf von Aden und Saudiarabien liegt unter einer dichten Wolkendecke. Der Kapitän hält sich ziemlich viel im Passagierraum auf um mit Anja herumzuschäkern und sich danach (ziemlich lange) auf der Toilette aufzuhalten (nein, sie folgt ihm nicht), was mir nicht gefällt, da ich der Meinung bin, dass sich Piloten, insbesondere über Afrika im Cockpit aufzuhalten und auf den Gegenverkehr zu achten haben.
Der Slovene erkärt mir dann in ziemlich schlechten englisch, dass er vier Monate in einem Dorf irgendwo in Tanzania gelebt habe, wo sie noch nie einen Weissen vor ihm gesehen hätten.
Oh je, ich kann nur hoffen, dass die armen Dorfbewohner auch noch in Zukunft weiterhin Lust darauf haben Weisse zu sehen. Wahrscheinlich haben sie, als das slovenische Albert Schweitzer Imitat endlich abhaute die fetteste Sau geschlachtet und ein Riesenfest gefeiert nachdem sie erfolgreich ihre Hütten mit Deospray´s ausgeräuchert hatten. Nach Istanbul fliege er, erzählt er weiter, der billigste Flug in die Nähe seiner Heimat. Leider, leider, hätte er leider kein Geld mehr für die Zugfahrt mit dem Balkan Express nach Ljubljana, ob ich ihm wohl aushelfen könne? Nein, leider, leider habe ich auch kein Geld mehr, und könne ihm leider, leider nicht aushelfen. Tja, ich kann nur hoffen, dass die armen Dorfbewohner in Tanzania sich nicht von ihrem ersten Weissen haben abzocken lassen. Kaum habe ich meine Ablehnung kundgetan kippt sein Körper nach vorne, seine Stirn klebt für die nächsten Stunden an der Rückseite des Vordersitzes und er schläft seelenruhig bis Sharjah, was mich daran hindert zur Toilette gehen zu können und so schaue ich aus dem Fenster und ramadanisiere vor mich hin. Irgendwann meldet Peter Lustig aus dem Cockpit, das die Sonne verschwunden sei, und dass nun das Fasten gebrochen werden könne. Die Air Arabia zeigt sich gnädig und verteilt gratis an jeden Passagier eine Dattel (die Frucht mit der Moslems traditionell das Fasten brechen, bei den Christen ist es der Apfel), die in einem Plastikbeutelchen eingeschweisst ist. Sie schmeckt wunderbar und macht mich noch hungriger. Zwar darf man auch Essen bestellen, ich habe aber leider kein Cash einstecken und leide weiter. Aus dem Fenster sieht man Dubai, Sharjah und Abu Dhabi auftauchen. Was für eine Verschwendung von Helligkeit. Lichterketten überall, man ist, nach Monaten in Afrika, wo Strassenbeleuchtung praktisch unbekannt ist, förmlich geblendet ob dieser Verschwendung von Lichterkraft. Wunderbar, wundervoll. Dann landen wir, Peter Lustig will wohl Anja beeindrucken und legt eine die sanftesten Landung hin die ich je erlebt habe. Es ist fast 21 Uhr, noch immer hat es 40 Grad C., nach 144 Tagen habe ich den schwarzen Kontinent verlassen und ich bin kein Mzungu mehr...



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